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Stefan: Geschenkte Zeit!

Stefan Dege, DW-RADIO/Deutsches Programm, Zeitgeschehen, 19.07.2007Jetzt ist es also amtlich: Wer auf etwas Gewohntes verzichtet, z.B. wie ich auf das Rauchen, der schärft seine Sinne. „Die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit legt in dieser Phase deutlich zu“, bestätigt die Kölner Psychologin Christel Lensing-Reissdorf. Wen wundert’s also, wenn ich auf einmal sehr auf optische Eindrücke, zum Beispiel auf das atemberaubende Morgenlicht beim Joggen abfahre?

Meine Beschreibungen dazu fanden bei meiner Frau übrigens wenig Gnade: „Was hat das denn mit dem Rauchen zu tun?“

Meiner Wahrnehmung entgeht aber nicht die Anzeigenkampagne eines deutschen Autoherstellers: „Umparken im Kopf“ heißt Ihr Aufruf zum Perspektivwechsel. Ein neuer Blick auf die Automarke mit dem verstaubten Image? Vielleicht hilft es ja und kurbelt die Verkäufe an. Aber die Dinge mit anderen Augen sehen,  zu anderen Schlüssen gelangen, das finde ich schon hilfreich. Das betrifft auch mich, dem werdenden Ex-Raucher. 20140307_131337Zwanzig Zigaretten täglich, multipliziert mit fünf bis zehn Minuten ritueller Handlung (Zigarette zwischen die Lippen stecken, anzünden, Asche abstreifen, Zigarette ausdrücken usw.), macht zwischen 100 und 200 Minuten, die ich täglich ins eigene Vergiften investiere….

Da werde ich jetzt also reich – an selbst geschenkter Zeit! Aber was, bitteschön, mache ich mit dieser Zeit? Mit neuen Ritualen füllen? Spazierengehen (dabei entstand heute übrigens dieses Foto) Lesen (davon demnächst mehr), Kochen, Arbeiten? Muss ich noch rausfinden. Sechs Wochen bleiben noch.

Datum

0 12.03.2014 | 15:57

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