More DW Blogs DW.COM

Klaus: Und überall wedelt der Wurstzipfel…

KlausIch schaff’s. Sag ich mir jeden Tag. Und dann ist Sonntag. Und mir säuselt die Idee durchs Ohr, dass ja heute nach katholischer Lesart gar nicht gefastet werden muss. Oh nein! Wolfgang ist ja sehr nett, Astrid und mir diese Hintertür zu weisen, nebst theologisch wasserdichter Argumentation! Aber ich will durchhalten, ich halte durch, ich schaff’s. Mein Mantra der Woche.

Kein Fleisch, keinen Kaffee, keinen Zucker – den kalten Entzug habe ich hinter mir. Glaub ich. Nun sind es die täglichen, stündlichen, minütlichen kleinen Versuchungen, die mir zu schaffen machen.

Schon wenn ich das Frühstück vorbereite: Direkt über dem Wasserkocher steht das Kaffeepulver, daneben der Zucker, darunter die Marmelade. Vor meinem geistigen Auge streiche ich alles, was ich nicht esse, mit einem dicken roten Filzstift durch. Bald gleicht das Durchqueren der Küche einem Hürdenlauf über zahllose rote Balken.

Fleisch, Kaffee, Zucker – ich hab mir eine Kombination ausgesucht, die man nicht einfach durch innerliches Ringen wegbesiegen und dann schön verdrängen kann. Für mich wedeln die Wurstzipfel ubiquitär.

Am schlimmsten sind nach wie vor die wohlmeinenden Rücksichtnehmer. Damit meine ich jetzt nicht Wolfgang. Sondern beispielsweise meine Frau: Ob ich nicht koffeinfreien Kaffee trinken könnte, fragte sie mich heute. „Nein“, knurrte ich zurück. Womöglich stellt sich noch der Placebo-Effekt ein – und ich werde plötzlich wach und gut gelaunt?

Datum

0 09.03.2014 | 20:15

Teilen