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Wolfgang: FASTEN Seat Belts!

Wolfgang Thielmann

Wolfgang Thielmann

Liebe Astrid Prange, lieber Stefan Dege, lieber Klaus Dahmann,

 nun geht es mit Ihrem Fasten los. Ich bin gespannt auf Ihre Erfahrungen. Wie schwer es Ihnen fällt, auf Genuss zu verzichten oder auf Gewohntes. Ob es Ihnen mit der Zeit gut tut, loszulassen. Und sich zu freuen auf das Fastenbrechen. Der Appetit kommt mit dem Essen, sagte Willy Millowitsch, aber noch öfter mit dem Fasten.

Sie haben mit dem Fasten Anteil an einer uralten religiösen Übung, um sich neu einzuordnen. Der alttestamentliche Israelit Nehemia betete und fastete für die Rückkehr seines Volkes aus der babylonischen Gefangenschaft. Und tatsächlich kam das Volk zurück. Von Nehemia stammt der schöne Satz an die Heimkehrer, die verängstigt in den Ruinen Jerusalems saßen und sich vor Angriffen erboster Nachbarn fürchteten: Die Freude am Herrn ist eure Stärke.

Fasten fällt schwer, aber es gibt neue Freude. Die Freude erwächst daraus, dass wir Routinen unterbrechen, notwendige Dinge sein lassen und uns auf Wesentliches konzentrieren. Oder wir genießen nachher bewusster. Denn der Verzicht auf Zeit schärft die Sinne für Kostbares.  Deshalb sagte Thomas von Aquin, Fasten könne „die Begierde des Fleisches zügeln, dem Geist die Betrachtung des Erhabenen erleichtern und Genugtuung für die Sünden leisten.“

Das Wort Fasten stammt übrigens aus dem mittelhochdeutschen vasten, befestigen, kommen und hat mit dem Adjektiv fest zu tun. Fest waren damals der Glaube an Gott, der uns liebt, und die Gebote, die er deshalb erlässt. Fasten war also das Festhalten an den festen Geboten. Fastende rissen sich an dem Riemen, der sie an ihrem Glauben und damit an ihrem inneren Lebensgerüst befestigte. Befestigen heißt auf englisch fasten.

In diesem Sinne: Reißen Sie sich am Riemen. Fasten seat belts. Es geht los.

Datum

0 06.03.2014 | 09:00

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