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Klaus: Auf in die Wüste!

KlausWarum ging Jesus zum Fasten in die Wüste? Damit er nicht hilflos suchend zwischen Schokoladenregal, Mettbrötchenbüffet und Kaffeeautomat herumtigern musste wie ich heute. In der Cafeteria reduziert sich meine Auswahl seit Aschermittwoch auf Orangensaft, Naturjoghurt und Obst. Dass der Fastenverzicht auf Kaffee, Fleisch und Zucker bedeutet, sich so elend gesund zu ernähren, hätte ich mir eigentlich vorher denken können. Hab ich aber nicht.

Geb ja zu: Die sprühende Freundlichkeit, mit der mich Kollegen zum Cappuccino einladen wollen, geht mir immer noch wahnsinnig auf die Nerven. Wenn ich dann die Augenbrauen strafend schräg stelle und stechende Blicke zurückschieße, ernte ich empathievolle Kommentare wie „Oh, entschuldige, ich hab vergessen, dass du das nicht darfst“. Da läuft der Waldschrat in mir zu Höchstform auf: „Ich DARF, aber ich WILL nicht!“

Und nun auch noch Astrids Vorschlag, „pragmatisch“ zu fasten: „Verzicht in Maßen, mit einer persönlich-flexiblen Leidensgrenze“! Das klingt wie „ein bisschen schwanger“. Entweder ich verzichte ganz – oder gar nicht. Ich will ja meine Grenzen erfahren, will, dass das Fasten „wirkt“, dass ich mich meinen Schwächen stelle. Um sie dann hoffentlich zu überwinden.

Auch wenn ich wohl den Scherbenhaufen, den ich in diesen sieben Wochen im Umgang mit meinen Mitmenschen anrichte, nach Ostern mühsam wieder zusammenkehren muss. Jesus hatte es ja in der Wüste wenigstens mit dem Teufel zu tun, der ihn in Versuchung führte, bei dem musste er sich danach nicht entschuldigen.

Warum hat eigentlich noch kein Reisebüro „Sahara-Fasten mit Teufelserscheinung“ im Programm? Könnte ein Renner werden!

Datum

0 18.03.2014 | 14:18

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