Bibel – ohne https://blogs.dw.com/ohne Fasten - drei DW-Reporter im Selbstversuch Tue, 29 Apr 2014 14:57:54 +0000 de-DE hourly 1 Stefan: Römisch fasten https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/09/stefan-roemisches-fasten/ Wed, 09 Apr 2014 12:33:23 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=719 Stefan Dege, DW-RADIO/Deutsches Programm, Zeitgeschehen, 19.07.2007Diese Woche weile ich auf Dienstreise in Rom. Der Auftrag: „Einblicke in den Vatikan“ zu nehmen. Ich schaue in das Machtzentrum der katholischen Weltkirche, wo seit der Wahl von Papst Franziskus vor einem Jahr bemerkenswert viel in Bewegung geraten ist. Ich bestaune den Glanz und die Pracht, die wichtiger Teil der päpstlichen Kulisse sind. Ich wundere mich über die Reaktionen der Menschenmassen, ob Katholiken oder nicht, wenn der Pontifex zur Audienz erscheint. Und ganz nebenbei lerne ich aktuelle Vorgänge hinter den vatikanischen Ziegelsteinmauern besser deuten und bewerten.

Ein unscheinbarer weißer Zettel erinnert mich dabei an mein Nichtraucher-Projekt, das ich über meine aufregende Reise schon zu vergessen glaubte: Die Leitung meines Hotels lässt es sich nämlich nicht nehmen, einen solchen Zettel regelmäßig vor dem Morgengrauen unter meiner Zimmertür durchzuschieben.

Der Petersdom bei Nacht

Der Petersdom bei Nacht

Es muss früh am Morgen passieren, wie so vieles in dieser Stadt, denn ich merke nichts davon. Schlaf umfängt mich, der stärker ist als das Ohren betäubende Geklapper anrückender Müllkolonnen, beruhigender als die morgendlichen Hupkonzerte übermütiger Römer, beruhigender noch als der Glockenschlag des nahen, die Stadt überragenden Petersdoms. Das alles spielt sich vor meinem Fenster ab, noch während ich schlafe.

Nach der ersten Hotelnacht denke ich noch, ein Blatt meines Notizblocks sei aus der Tasche gefallen und zu Boden gesegelt.  Tatsächlich enthält das Blatt das „Evangelium Tag für Tag“, jeweils eine Textstelle aus der Bibel, die ergänzt wird durch ein passendes Gebet. Jeden Morgen ein neuer Zettel, auf dem vor allem der Hinweis auf meine persönliche neue Zeitrechnung nicht fehlt:  „5. Fastenwoche“. Der Hoteldirektor und sein Personal wünschen einen schönen Tag.

Rom verkauft sich - in jeder Größe

Rom verkauft sich – in jeder Größe

Einen Tag noch, dann beginnt die sechste Fastenwoche. Ostern ist nicht mehr weit. Weiß der Himmel, wie ich es bis hierhin schaffen konnte, auf den blauen Dunst zu verzichten.

Ironischerweise hat es mich jetzt nach Rom verschlagen. In die Stadt, wo Verzicht ein Fremdwort zu sein scheint. Architektur, Kunst, Musik – Rom schwelgt, so mein erster Eindruck, im Überfluss. Mehr dazu ganz bald…

]]>
Klaus: Vom schicksalhaften Wesen der Frau (für Faster) https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/05/klaus-vom-schicksalhaften-wesen-der-frau-fuer-faster/ Sat, 05 Apr 2014 06:05:17 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=686 KlausMark Twain liefert den Stoff, aus dem die Träume eines Ex-Rauchers sind: Ohne Tabak kann der Mann den täglichen Frauenterror nicht ertragen! Noch ein Beweis für das schicksalhafte Wesen der Frau?

Bis heute gibt es Männer, die Frauen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Familie auf eine zweitrangige Rolle herunterreden wollen. Manch einer greift dazu auch tief in die Bibel-Kiste: Denn da, meinen sie, geistern eben vor allem Männer durchs Alte und Neue Testament – wenn man jetzt mal von der Schlüsselfigur Eva mit ihrem Sündenfall absieht, wegen der die Menschheit sich nicht mehr aus Bächen von Milch und Honig ernähren kann. Oder Maria, der Mutter Jesu, die ja ebenfalls eine essenzielle Rolle für das Schicksal des Christentums spielte. Daneben gibt es wenige Quotenfrauen wie Maria Magdalena. Aber von Moses über Jesus bis Paulus waren es stets Männer, die große Taten vollbrachten. Auch die Rollen der „Bad guys“ sind in der Bibel mit männlichen Figuren besetzt: Herodes, Pontius Pilatus und Judas. Frauen standen eher im Abseits.

Warum bloß? An Jesus kann es kaum gelegen haben. Der hatte eine durchaus wohlwollende Haltung gegenüber Frauen. Man erinnere sich nur an die Geschichte mit der Ehebrecherin, die mit vielen Männern geschlafen hatte. Jesus Spontankommentar nach Lukas: „Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“ Das ist eine dieser schallenden Ohrfeigen, mit denen er die Moralvorstellungen seiner Zeitgenossen zurecht rückte und als chauvinistische Umtriebe entlarvte. Aber wenn Jesus kein Chauvi war – wer dann?

Paulus natürlich! Wenn man seine frauenfeindlichen Sprüche liest, kommen Zweifel auf, ob da nicht immer mal wieder das Saulus-Ego durchschimmerte: „Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, […] sondern sie sei still.“ Wie Mark Twain litt er offenbar unter der Gesprächslust seiner Zeitgenössinnen und hätte ihnen am liebsten einen Knebel in den Mund geklemmt: „Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still.“ Wer das mit dem Stillsein so oft wiederholen muss, hat ganz offensichtlich Durchsetzungsprobleme gegen den weiblichen Wortschwall!

Auch Paulus‘ Sexualleben schien alles andere als erfüllt gewesen zu sein – weshalb er seinen Followern empfahl: „Bist du nicht gebunden, so suche keine Frau.“ Und: „Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine.“ Denn: „Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren.“ Hätten die ersten Christen seine Empfehlungen befolgt, dann wäre die christliche Religion schnell ausgestorben.

Erstes Fazit: Männer haben es schon in der Antike ausgezeichnet verstanden, sich in den Vordergrund zu drängen. Vielleicht spielt aber auch eine Rolle, dass das Neue Testament ausschließlich von Männern (Markus, Lukas, Matthäus und Johannes) überliefert und von einem Chauvi (Paulus) verbreitet wurde. Und dass Männer, wenn sie unter sich sind, lieber sich gegenseitig auf die Schultern klopfen als die Leistungen einer Frau angemessen zu würdigen, ist ja allgemein bekannt.

Zweites Fazit: Wer in der Fastenzeit auf Sex verzichten will, kann sich Inspiration bei Paulus holen. Verzicht auf Alkohol, Zigaretten oder Fleisch macht aber in meinen Augen mehr Sinn.

Drittes und letztes Fazit: Männer, die auf Zigaretten verzichten, sollten nicht Mark Twain lesen.

____________

PS: Lieber Wolfgang, aber sicher haben Sie meinen Segen! Nur bitte ein Stück Geburtstagstorte aufheben – bitte bis Ostern!

]]>
Klaus: Die Bibel ist kein Zuckerschlecken https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/14/klaus-die-bibel-ist-kein-zuckerschlecken/ Fri, 14 Mar 2014 11:47:24 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=467 KlausWarum habe ich bloß beschlossen, neben Fleisch und Kaffee auch noch den Zucker wegzulassen? Und wo bleibt das göttliche Schulterklopfen? Bibelwissenschaftler haben bei der Exegese der Heiligen Schrift festgestellt: „Die Geschmacksrichtung süß […] ist mit Abstand am häufigsten belegt.“ Wie motivierend! Die Bibel trieft nur so vor Honig. König Salomo empfiehlt gar: „Iss Honig, mein Sohn, denn er ist gut, und Honigseim ist süß deinem Gaumen.“ Gerne, lieber Salomo, aber erst zu Ostern!

Auch christlich inspirierte Dichter nehmen keine Rücksicht auf mich, produzieren Süßstoff am laufenden Band: Heinrich Schütz („O Jesu süß“) ebenso wie Angelus Silesius („Jesu, wie süß ist deine Liebe“) und Annette von Droste Hülshoff („Am Feste vom süßen Namen Jesus“). Nein, bin kein Poesiebanause, sondern schlicht unterzuckert.

Und das ist ja auch mal eine Erfahrung. Zucker macht dick, Zucker treibt den Blutdruck in schwindelnde Höhen, Zucker macht zuckerkrank. Mit diesen Erkenntnissen erhalte ich mir die Fastenmoral, ignoriere tapfer den Gute-Laune-Teller, den meine Kollegin – selbstlos wie sie nun mal ist – jeden Tag mit Schokoriegeln und anderem Süßkram füllt, um die Stimmung in der Redaktion hochzuhalten. Früher war ich ihr bester Kunde, jetzt mache ich – krampfhaft lächelnd – einen großen Bogen darum.

Trost spendet mir dabei nur Johann Franck, der Textgeber für Johann Sebastian Bachs Motet „Jesu, meine Freude“. Hier heißt es in der letzten Strophe: „Denen, die Gott lieben, muss auch ihr Betrüben lauter Zucker sein“. Oh ja!

]]>
Klaus: War Jesus Vegetarier? https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/11/klaus-war-jesus-vegetarier/ Tue, 11 Mar 2014 09:31:11 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=357 KlausUnglaublich, wie viele Menschen sich doch für ihre Weltansichten Rückendeckung aus der Bibel suchen! Vegetarier zum Beispiel: „Jesus lehrte Vegetarismus“  , heißt es auf einer esoterisch anmutenden Website. Nein, „Jesus war kein Vegetarier“  , antwortet eine bibelkritische Seite aus der Schweiz. „Die Bibel ist gefälscht“ , empört sich „Gesundwerden-gesundbleiben“ und versucht gar neben Jesus auch die ersten Christen als Vegetarier zu vereinnahmen.

Weil Jesus‘ Worte in der offiziellen Bibel in dieser Hinsicht nicht wirklich viel hergeben, konzentrieren sich die Verfechter des fleischlosen Lebens auf apokryphe Texte, die ja nicht in den Bibel-Kanon aufgenommen wurden. Auch die nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckten Qumran-Rollen werden gerne zitiert: „Denn wahrlich, ich sage Euch, der, der tötet, tötet sich selbst, und wer vom Fleisch erschlagener Tiere isst, isst vom Körper des Todes.“ Morbid, morbid… „Denn in seinem Blut wird jeder Tropfen ihres Blutes sich in Gift verwandeln, in seinem Atem ihr Atem zu Gestank, ihr Fleisch zu Beulen, in seinen Knochen ihre Knochen zu Kalk, in seinen Eingeweiden ihre Eingeweide zu Verfall, in seinen Ohren ihre Ohren zu wachsigem Belag. Und ihr Tod wird sein Tod werden.“ Das lässt jedes Tierschützerherz höher schlagen.

Aber mal ganz ehrlich: Angesichts der grauenhaften Bilder noch zuckender Tiere auf der Schlachtbank – braucht man da überhaupt biblischen Rückhalt, um sich vegetarisch zu ernähren? Ich nicht.

Die Bibel ist für mich eine Fundgrube von Leitlinien, um mein Leben zu gestalten. Und sie gibt mir Kraft durchzuhalten, auch wenn es Rückschläge gibt. Aber ich kann nicht erwarten, dass sie mir haarklein jedes Detail vorgibt. Oder gar als Rechtfertigung dient, anderen vorzuschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben und womit sie bitte schön ihren Magen füllen sollen und womit nicht.

Vielleicht hat Jesus wirklich kein Fleisch gegessen. Auto gefahren ist er bestimmt auch nicht. Und Smartphones waren ihm wohl ebenso fremd wie Kondome. Ich finde nicht, dass man von Jesus hätte erwarten müssen, für alle kommenden Jahrtausende die „Dos and Don’ts“ festzulegen. Deshalb finde ich – bei aller katholischer Erziehung – das Motto der diesjährigen Fastenaktion der Evangelischen Kirche einfach super: „Selber denken!“

]]>