Alkohol – ohne https://blogs.dw.com/ohne Fasten - drei DW-Reporter im Selbstversuch Tue, 29 Apr 2014 14:57:54 +0000 de-DE hourly 1 Astrid, Klaus, Stefan – Fastenbrechen!!! ;-) https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/29/astrid-klaus-stefan-fastenbrechen/ Tue, 29 Apr 2014 14:56:52 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=965 Liebes Publikum,

die Fastenzeit ist vorüber. Der Fasten-Blog hat seine Schuldigkeit getan. Das Experiment ist gelungen. Für alle, die sich gefragt haben, wie es uns, den drei „DW-Journalisten im Selbstversuch“ nach Ablauf der Fastenzeit gehen mag, für all jene veröffentlichen wir dieses Foto

 Fastenbrechen 2014-04-27_17.39.49

Es zeigt Astrid, Klaus und Stefan beim sonntäglichen Grillen im Garten von Wolfgang, unserem theologischen Spritus Rector. Astrid, die Auf-Alkohol-Verzichterin,  hat eine echt brasilianische Batida de Lemon gemixt. Stefan, der Ex-Raucher, hat sich in den Grill-Qualm gestellt. Und Klaus, unser Fleisch-Zucker-und-Koffein-auf-Zeit-Verächter hat Fleisch mitgebracht. Es wurde ein geselliger Abend mit anregenden Gesprächen, an dem jeder der Beteiligten  so seine ganz eigene Bilanz zog. Ein Fazit aber trifft auf alle zu: Das Fasten hat sich gelohnt!

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Astrid: Ich greife zur Flasche https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/17/astrid-ich-greife-zur-flasche/ Thu, 17 Apr 2014 11:42:31 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=839

 

Jetzt mal ehrlich: Haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, diese Schlagzeile gerne gelesen? Haben Sie heimlich darauf spekuliert, dass einer von uns drei Bloggern beim Fasten kapituliert? Dass uns der Sinn des Verzichts abhanden kommt und wir aufgeben? Publizistisch spannender wäre das wohl allemal. Schließlich ist auch ein Fasten-Blog nicht frei von der journalistischen Maxime „Bad news are good news“. Oder doch?

Ich gestehe: Oft war ich davor, die angebrochene Flasche Riesling „feinherb“ auch auszutrinken.  Immer wieder schlich ich spät abends um den Kühlschrank herum und dachte mir: Habe ich nicht schon genug Tee aufgebrüht?  Was bringt es überhaupt, auf Alkohol zu verzichten? Ist das nicht ungeheuer langweilig?

Für den Fasten-Blog wäre eine solche Schwäche-Attacke dramaturgisch sicherlich gut gewesen. Wenn es darum geht, in die Abgründe der menschlichen Seele zu schauen, das gebe ich gerne zu, gehöre auch ich zum interessierten Leserkreis. Ich stelle mir gerade die Schlagzeilen vor:  „Rückfall vor dem Weinregal“, „Gescheitert: Autorin des Fastenblogs greift erneut  zur Flasche“, oder „Ich gebe auf: Trinken statt fasten“.

Vor meinem geistigen Auge spielen sich dramatische Szenen ab. Ich schmeiße aus Wut über meine eigene Schwäche eine Flasche Rotwein an die Wand, sammle unter Tränen die Scherben vom Boden auf, verletze mich dabei an der Hand, Blut tropft aus meinen Fingern, die ganze Familie schaut fassungslos und erschrocken auf die verwirrte Mutter herab und versorgt diese mit Pflastern und tröstenden Worten, um Schlimmeres zu verhindern.

Ja, der Kick des Negativen verfügt über eine ganz besondere Kraft. Was wären wir ohne Waldsterben, Schweinepest und Rinderwahn, ohne Flüchtlingselend und Hungerkatastrophen?  Was ohne Müllhalden im Meer, Korruptionsskandale, illegale Waffengeschäfte und die Drogenmafia? Was ohne Schadenfreude?

Unser Fastenblog kämpft weiter gegen die Allmacht der „bad news“ an. Auch der DW bleibt ja nichts anderes übrig, als im Strom der negativen Nachrichten mit zu schwimmen. Letztere haben bekanntlich Flügel. Doch ich bleibe dabei: Schlechte Nachrichten können der Sehnsucht nach einer besseren Welt nichts anhaben. Schwarze Nachrichtenkrümel prallen an ihr ab, die Sehnsucht kommt immer wieder hinten den dunklen Wolken globaler Schreckgespenster hervor.

„Bad news are good news“ – an diesem scheinbar zynischen journalistischen Grundsatz wird dieser bescheidene Fastenblog sicherlich nichts ändern. Doch die Tage des Verzichts haben meinen Blick um eine andere, zusätzliche Maxime erweitert: Es lohnt sich, hinter all den negativen Schlagzeilen auch nach guten Nachrichten zu suchen. Und zu machen: Wir halten durch!

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Astrid: Schluss mit dem Trott https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/27/astrid-schluss-mit-dem-trott/ Thu, 27 Mar 2014 13:25:47 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=617 Astrid Prange De OliveiraEs gibt nur wenige Dinge, die ich aus dem Physikunterricht noch erinnere. Dazu gehört das Gesetz über die Trägheit der Masse. „Masse ist ein Maß für die Trägheit des Körpers“, lautet eine zentrale physikalische Erkenntnis. Was für ein Satz! Wenn ich ihn auf mich übertrüge, würde er lauten: „Trott ist ein Maß für die Trägheit des Geistes.“

Dieser Trott hat in meinem Leben eine ganz eigene Dialektik entfaltet. Ich habe sogar eine gewisse Vorliebe für ihn entwickelt. Schließlich schafft er Gewohnheiten, strukturiert den Tagesablauf, macht Verhalten vorhersehbar und avanciert so zum Kompass des Alltags. Doch irgendwann kippen genau diese positiven Eigenschaften bei mir ins Negative.

Ist dieser Trott nicht der Tod eines erfüllten Lebens? Ein Synonym für Langeweile und Spießertum? Es rumort in mir, und ich verspüre große Lust, alles durcheinanderzuwirbeln und noch einmal von vorne anzufangen. Neue Wohnung, neue Freunde, neues Land – nach meiner Erfahrung wohnt nicht nur jedem Anfang, sondern auch jedem Abschied ein besonderer Zauber inne.

Ein Gläschen Wein - nur noch zum Genuss!

Ein Gläschen Wein – nicht mehr aus Gewohnheit sondern nur noch aus purem Genuss!

Auch beim Genuss von Alkohol und Nikotin regiert am Schluss die Macht der Gewohnheit. So war ich am Anfang meines Berufslebens fest davon überzeugt, dass kreative Eingebungen für meine Artikel sich nur mit Hilfe des blauen Dunstes entfalten würden. Ein weltbewegender Kommentar ohne Zigarette? Ausgeschlossen! Eine geniale Schlagzeile für die Seite eins ohne Sekt oder Weinschorle? Undenkbar!

Doch der Trott kam durch die Hintertür. Die anscheinend stimulierende Zigarette oder das Phantasie beflügelnde Glas Wein verwandelten sich schleichend in gefährliche Gewohnheiten. Auch wenn ich mich anscheinend in guter kollegialer Gesellschaft befand – Kaffee, Zigaretten und Alkohol schufen ungeahnte Zwänge.

Gott sei Dank unterbrach meine Schwangerschaft diesen unsäglichen Genussmittel-Trott. Beim Schreiben von Artikeln komme ich mittlerweile seit 20 Jahren ohne blauen Dunst aus. Ich hoffe, dass mir die Fastenzeit dabei hilft, mich auch von feucht-fröhlichen Trinkgewohnheiten zu verabschieden.

Es ist Zeit für einen Alkohol-Aufstand! Schluss mit der Trägheit! Ich will keinen Alkohol mehr aus Gewohnheit trinken, sondern nur noch aus purem Genuss.

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Astrid: Genuss ohne Reue https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/24/astrid-genuss-ohne-reue/ Mon, 24 Mar 2014 17:43:10 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=553 ProstDas Rezept ist ganz einfach. Man nehme fünf Limonen, entferne die Schale, halbiere sie und werfe sie in einen Mixer.  Auf die kleingeschnittenen Früchte gieße man sogleich Zuckerrohrschnapps (Cachaça) und püriere sie sodann bei Hochgeschwindigkeit im Mixer. Anschließend die  Flüssigkeit sieben und den reinen Limonen-Zuckerrohrsaft zurück in den Mixer schütten. Mit reichlich Eiswürfeln, braunem Zucker und frischer Minze erneut mixen, und fertig ist eine erfrischende Limonen-Batida…

Nun mag es Sie verwundern, liebe Leserinnen und Leser, ausgerechnet in unserem Fastenblog „Ohne“ ein Rezept für alkoholische Drinks vorzufinden.  Doch keine Sorge, ich habe mich nicht vorzeitig von der Fastenzeit verschiedet. Ich halte mich lediglich an die jüdische Tradition, nach der Sonntag als Freudentag vom Fasten frei bleiben sollte, wie jüngst unser Spiritus Rektor Wolfgang Thielmann erklärte. Die Katholiken haben diese Lesart ja glücklicherweise übernommen. 

Der vergangene Sonntag war ein solcher Freudentag. Allen Wettervorhersagen zum Trotz regnete es nicht. Euphorisch feierte ich gemeinsam mit brasilianischen Freunden den Frühlingsanfang mit einer Grillparty im Garten. Zunächst hatte ich mich gefragt: Soll ich dieses Mal auf die selbstgemachte Limonen-Batida verzichten? Doch dann die Gegenfrage: Warum sollten meine Freunde auf „ihren“ Begrüßungsdrink verzichten, nur weil ich faste?

In einem typischen Anflug von persönlicher Unentschiedenheit beschloss ich, es mir und meinen Gästen gleichermaßen recht zu machen. Ich schritt resolut zum Mixer, doch statt drei Flaschen Batida aufzufüllen, beschränkte ich mich diesmal auf nur eine. Das muss reichen, dachte ich mir, schließlich gibt es reichlich Bier, Saft, Wasser und Wein.

Doch schon kurz nachdem die ersten Gäste eintrudelten, merkte ich, dass mein Plan definitiv zum Scheitern verurteilt war. Nach kurzer Zeit war die Flasche leer, und als später noch mehr Freunden eintrafen, gab es zur Begrüßung nur noch warme Worte, aber keine Batida mehr. Angesichts der drängenden Nachfrage gingen meine brasilianischen Freunde irgendwann zur Selbsthilfe über. Sie fahndeten nach Limonen und Cachaça im Keller und machten sich am Mixer in der Küche zu schaffen. Minze, Eiswürfel, alles reichte noch für eine zweite Ladung aus, und so bekam ich als erste die neue Auflage des frisch gemixten Begrüßungsdrinks serviert. Er schmeckte einfach wunderbar! Selten habe ich in einer so fröhlichen Runde ein Getränk derart genossen.

Die Limonen-Batidas in fröhlicher Runde verführten mich allerdings nicht dazu, mir gleich auch noch einen Wein einzuschenken.  Wie ferngesteuert lief ich an den leeren Flaschenreihen vorbei und prostete meinen Gästen mit Wasser, Saft  und natürlich, den kleinen Batidas zu. Ich spürte kein Verlangen nach mehr Alkohol, sondern einfach nur die pure Freude am Genuss. Wenn ich nach 40 Tagen Alkoholverzicht, das Glas Wein am Abend, vielleicht in geselliger Runde, wieder richtig genießen kann, dann hat sich das Fasten gelohnt. Dieser fastenfreie Sonntag hat mir gezeigt, dass Genuss ohne Reue möglich ist.

P.S. Bis Ostern werde ich selbstverständlich auch noch ein paar Rezepte für alkoholfreie Drinks testen und weitergeben.

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Astrid: Fasten für Gott? Nein danke! https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/17/astrid-fasten-fuer-gott-nein-danke/ https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/17/astrid-fasten-fuer-gott-nein-danke/#comments Mon, 17 Mar 2014 10:17:16 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=483 Astrid Prange De OliveiraBei so viel Pietät meiner Kollegen muss ich doch mal dagegenhalten. Ob ich Gott näher komme, hängt nicht von meiner Fähigkeit zum Verzicht ab, davon bin ich fest überzeugt. Ich muss Gott gegenüber nichts beweisen, das hat uns schon Luther klargemacht. Der Glaube an den unsichtbaren Schöpfer, an den Geist, auf den wir vertrauen, obwohl wir nie ganz sicher sind, ob es ihn auch wirklich gibt, dieser Glaube allein ist für mich schon eine große Herausforderung.

Mit anderen Worten: Fasten für Gott? Nein danke! Mit Sätzen wie „Denen, die Gott lieben, muss auch ihr Betrüben lauter Zucker sein“ kann ich schwer etwas anfangen, auch wenn sie in Bachs wunderbar schwebender Mottet „Jesu, meine Freude“ vorkommen.

Beim Fasten begegnen wir uns selber, hat Wolfgang geschrieben, das habe ich nun am zweiten Fastensonntag erneut erfahren. Es ist ein merkwürdiges Ritual, das sich da Bahn bricht. Zunächst freue ich mich eine Woche lang auf Sonntag und das damit verbundene Fastenbrechen. Ich freue mich auf ein Glas Wein oder einen kühlen Baileys.

Doch wenn es dann endlich soweit ist und ich mich nach einer Woche Abstinenz mit einem Glas Wein belohnen will, dann breitet sich Leere statt Lust  aus. Letzte Woche habe ich trotzig an meinem Chardonnay genippt, er wollte einfach nicht munden. Diesen Sonntag habe ich mir einen Ingwertee nach dem anderen aufgebrüht, um meine Grippe auszukurieren.

Angesichts dieses im wahrsten Sinne des Wortes ernüchternden Szenarios schwindet meine Hoffnung, dass es am nächsten Sonntag besser wird. Brauche ich die fastenfreien Sonntage nur als psychologische Stütze, um wieder eine Woche durchzuhalten? Oder funktioniert Genuss auf Knopfdruck schlicht und ergreifend nicht?

Am besten wäre es wohl gewesen, ich hätte einfach am Samstagabend mein Fasten gebrochen. Ich hätte dann gemeinsam mit Freunden und Bekannten anstoßen können. Aber nein, auch auf dieser Geburtstagsfeier wollte ich mir mal wieder meine Stärke beweisen. Um nicht in Versuchung zu kommen, habe ich sofort angeboten, auf dem Rückweg nach Hause zu fahren, und mir damit selbst Fesseln angelegt.

Je länger ich darüber nachdenke, desto unsinniger erscheint mir dieses Verhalten im Nachhinein. Mein Bekannter hätte sich sicher gefreut, mit mir anzustoßen. Und mir hätte ein Glas Wein oder Sekt in fröhlicher Runde sicher besser gemundet als am Sonntag einsam auf dem Sofa.

Daher hier mein persönliches Plädoyer für pragmatisches Fasten! Verzicht in Maßen, mit einer persönlich-flexiben Leidensgrenze. Ich will mir nichts mehr beweisen, weder vor mir noch vor Gott. Doch trotz aller Kritik am gottgefälligen Verzicht bin ich jedoch dankbar für die Erfahrung, dass mir der Alkoholverzicht bis jetzt leichter fällt, als ich angenommen hatte.

Ausgerechnet beim Schreiben dieser Zeilen habe ich mich übrigens an einen historischen Ausspruch des brasilianischen Dichters und Diplomaten Vinicius de Moraes erinnert. Der scharfsinnige Literat, der gemeinsam mit dem Komponisten Antonio Carlos Jobim den Bossa-Nova-Hit „Girl from Ipanema“ schrieb, war dem Alkohol bekanntermaßen nicht abgeneigt. Seine unverblümte Liebeserklärung an Hochprozentiges lautete: “Whiskey ist der beste Freund des Menschen. Er ist ein Hund in der Flasche.“

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Astrid: Werde nicht aus mir schlau… https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/10/astrid-werde-nicht-aus-mir-schlau/ Mon, 10 Mar 2014 13:04:10 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=345 Astrid Prange De OliveiraWundervoll, diese Frühlingswärme! Wundervoll, mit Familie und Freunden im Garten zu grillen und sich von den kräftigen Sonnenstrahlen blenden zu lassen. An diesem prachtvollen Sonntag fehlte mir nichts, noch nicht einmal ein Glas Wein!

Wie bitte? Hatte ich nicht alles minutiös vorbereitet? Fastenbrechen am Sonntag ist theologisch vertretbar, sowohl nach katholischer als auch nach jüdischer Tradition. Unser Spiritus Rektor Wolfgang erteilte mir seinen Segen, mehr noch, er fastet mit uns!

Diese spirituelle Solidarität motiviert mich. Wie die Frühlingswärme beflügelt sie meine Sinne. Die Verbundenheit im Geiste schafft auch menschliche Wärme. Ist es nicht das, worauf es beim Fasten ankommt?

Ich staune über mich selbst. Vergangenen Freitag hatte ich noch auf den Sonntag hin gefiebert und wollte die Sektkorken knallen lassen, um auf das ökumenische Fastenbrechen anzustoßen. Doch an diesem Sonntag trank ich lediglich fröhlich Maracujasaft und servierte meinem Göttergatten beim Grillen ganz locker ein kaltes Bier. Den Wein ließ ich im Kühlschrank stehen. Sogar das Angebot meines Nachbarn, mit einem „Baileys on the Rocks“ auf die ersten fünf Fastentage anzustoßen, schlug ich aus.

Erst gegen 23 Uhr schlich um den Kühlschrank herum und dachte mir: Es kann doch nicht sein, dass ich immer noch nichts getrunken habe, nur noch eine Stunde, dann ist der fastenfreie Sonntag vorbei! Um 23.30 Uhr schenkte ich mir schließlich doch noch einen Chardonnay ein.IMG_8573

Ich hatte mir doch fest vorgenommen, heute mein Fasten zu brechen. Dieser wundervolle Frühlingstag MUSS mit einem Glas Wein ausklingen, befahl ich mir selbst. Ich machte es mir auf dem Sofa bequem, und erhob das Glas. Das Aroma wirkte wohltuend, doch der Chardonnay wollte nicht so recht munden, der Nachhall war enttäuschend.

Was ist nur los? Kann ich Alkohol schon nach fünf Tagen Pause nicht mehr genießen? Warum koste ich meine Fastenfreiheit nicht voll aus? So richtig schlau werde ich aus mir selbst nicht. Gut, dass der erste Sonntag der Fastenzeit vorbei ist. Ich freue mich schon auf den nächsten!

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Wolfgang: Jetzt faste ich auch! https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/08/wolfgang-jetzt-faste-ich-auch/ https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/08/wolfgang-jetzt-faste-ich-auch/#comments Sat, 08 Mar 2014 16:30:42 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=301 Wolfgang ThielmannLiebe Astrid Prange, da entdecken Sie gerade etwas ganz Besonderes. Die Katholiken haben das Fastenbrechen am Feiertag von den Juden gelernt. Nach einer jüdischen Tradition, die auf den Propheten Jesaja zurückgeht, sollte der Sabbat als Freudentag vom Fasten frei bleiben. So hielt es die Witwe Judit in den Spätschriften des Alten Testaments: Sie „fastete alle Tage außer am Vorabend des Sabbats und am Sabbat und an den Freudentagen des Hauses Israel“. Wenn es also das ist, sollten Sie Jüdin werden!

Das Fasten soll den Alltag unterbrechen, um den Blick für das Wesentliche zu schärfen. Doch die wichtigste Alltagsunterbrechung ist ja schon der Feiertag. Wie wäre es, wenn Sie alle am Sonntag aussetzen und ihn dadurch zu etwas Besonderem machen? Nur Sie, Stefan Dege, müssen mit dem Nichtrauchen durchhalten; das lässt sich kaum unterbrechen. Was könnte Ihnen zur seelischen Erhebung am Sonntag dienen?

Der Prophet Jesaja unterstreicht in seinem 58. Kapitel mit ein paar Sätzen, wo im Übrigen das Wesentliche liegt. „Warum fasten wir“, fragt das Volk Gott, „und du siehst es nicht an? Warum kasteien wir unseren Leib und du willst’s nicht wissen?“ Gott antwortet: „An dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter. Wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein. Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr jetzt tut, wenn eure Stimme in der Höhe gehört werden soll. Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an dem man sich kasteit, wenn ein Mensch seinen Kopf hängen lässt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet? Wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, an dem der Herr Wohlgefallen hat? Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen.“

Vielleicht motiviert uns das, in den nächsten Wochen in der Redaktion und zuhause nicht zu hadern und zu zanken. An das andere sollten Sie sich erinnern, wenn Sie in die Chefetage wechseln.

Klaus Dahmann, ja, der Anfang ist schwer! Er kann einem das Gefühl geben: Das schaffe ich nicht. Das Gefühl der feinen Säge trifft es auf den Kopf. Aber Sie werden sich an das Fasten gewöhnen. Und Sie sind nicht allein.

Zu Ihrer Unterstützung habe ich mir etwas einfallen lassen. Ich kann Sie schlecht auf einem Weg begleiten, den ich nicht mitgehe. Deshalb faste ich jetzt auch: Kein Alkohol, kein Zucker, kein Fleisch. Außer am Sonntag. Und an einem großen persönlichen Feiertag dazwischen. Aber der liegt auf einem Samstag, und das ist der Vorbereitungsabend auf den Sonntag.

 

 

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Astrid: Abenteuer ohne Amaretto https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/04/abenteuer-ohne-amaretto/ Tue, 04 Mar 2014 14:55:43 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=149 Astrid Prange De OliveiraIch gestehe: Ich wollte nicht fasten! Eigentlich. Schon beim Schreiben dieses Textes, mache ich im Geiste einen Sekt auf. Ich blicke wehmütig zurück und stoße auf den wundervollen Karneval an, der gerade ausgeklungen ist. Alaaf, es war schön, und es floss Alkohol!

Und nun soll alles vorbei sein – für ganze sieben Wochen? Nicht erst seit Aschermittwoch trage ich diese quälenden Gedanken mit mir herum. Schon beim Großeinkauf vor Weiberfastnacht verfolgten mich die Gedanken an die Fastenzeit. Sieben Wochen ohne Alkohol? Das ist noch lange hin, beruhigte ich mich selber und entschloss mich, NICHT heldenhaft am Weinregal vorbeizugehen. Zwei Flaschen Chardonnay und zwei Rotweine aus der Region, das muss schon sein. Ob ich das alles noch bis Aschermittwoch schaffe?

Unangenehme Fragen. Unangenehme Gedankenspiele. Warum sieben Wochen ganz ohne Alkohol? Warum so eine Radikalkur? Reicht nicht einfach nur sieben Wochen ohne Baileys oder ohne Amaretto? Dann könnte ich ganz ohne schlechtes Gewissen, jeden Abend ein Glas Wein trinken und stünde trotzdem gut da.

Stünde. Gerade ertappe ich mich dabei, wie ich versuche, mich selbst zu überlisten. Warum bin ich bloß so einfach zu durchschauen? Verzichten, ja bitte, aber lieb gewonnene Gewohnheiten aufgeben, nein danke – zugegeben, diese Argumentation ist alles andere als raffiniert. Nach außen gebe ich mich offen, immer bereit zu Veränderungen, selbstkritisch. Nach innen hingegen huldige ich der profanen Routine. Bloß keine Abenteuer! Es lebe der schöne Schein. Möge alles so bleiben wie es ist, Amen.

Kann es sein, dass da eine gewisse Unzufriedenheit durchschimmert? Warum habe ich eingewilligt, zu fasten, obwohl ich es nicht wollte? Ich hatte immerhin zwei Tage Bedenkzeit. Beim Schreiben dieser Zeilen erahne ich es: Ich will es wissen. Ich will mich selbst herausfordern, mich befreien von Routine und Alltagstrott. Ich faste nicht für Gott, sondern für mich selbst. Ich suche nach Schwestern und Brüdern im Geiste, nach neuen Erfahrungen, die mich meinen Mitmenschen näher bringen. Fasten alaaf! Vor meinem nächsten Großeinkauf gehe ich übrigens in den Teeladen.

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