Klaus – ohne https://blogs.dw.com/ohne Fasten - drei DW-Reporter im Selbstversuch Tue, 29 Apr 2014 14:57:54 +0000 de-DE hourly 1 Astrid, Klaus, Stefan – Fastenbrechen!!! ;-) https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/29/astrid-klaus-stefan-fastenbrechen/ Tue, 29 Apr 2014 14:56:52 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=965 Liebes Publikum,

die Fastenzeit ist vorüber. Der Fasten-Blog hat seine Schuldigkeit getan. Das Experiment ist gelungen. Für alle, die sich gefragt haben, wie es uns, den drei „DW-Journalisten im Selbstversuch“ nach Ablauf der Fastenzeit gehen mag, für all jene veröffentlichen wir dieses Foto

 Fastenbrechen 2014-04-27_17.39.49

Es zeigt Astrid, Klaus und Stefan beim sonntäglichen Grillen im Garten von Wolfgang, unserem theologischen Spritus Rector. Astrid, die Auf-Alkohol-Verzichterin,  hat eine echt brasilianische Batida de Lemon gemixt. Stefan, der Ex-Raucher, hat sich in den Grill-Qualm gestellt. Und Klaus, unser Fleisch-Zucker-und-Koffein-auf-Zeit-Verächter hat Fleisch mitgebracht. Es wurde ein geselliger Abend mit anregenden Gesprächen, an dem jeder der Beteiligten  so seine ganz eigene Bilanz zog. Ein Fazit aber trifft auf alle zu: Das Fasten hat sich gelohnt!

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Klaus: Fastenerkenntnisse https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/20/klaus-fastenerkenntnisse/ Sun, 20 Apr 2014 22:06:27 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=889 KlausAls Kind konnte ich den Ostersonntag kaum erwarten. Das Eiersuchen hatte eine magische Anziehungskraft. Schließlich stellte es eine deutlich intellektuellere Herausforderung dar als das Geschenkeauspacken an Heiligabend. Für meine Eltern war es eher eine sportliche Herausforderung, schließlich mussten sie extra früh aufstehen, um die Ostereier rechtzeitig  zu verstecken, bevor ich – im wehenden Pyjama – im Garten stand.

Meine Herausforderung heute morgen war masochistischer Natur: Wie lange würde ich den Moment hinauszögern können, bis zum ersten Mal endlich wieder ein Cappuccino meine Lippen berührt, Zucker zwischen meinen Zähnen knirscht und ein Steak über meine Zunge spaziert?

Und noch eine Herausforderung hatte ich mir gestellt: Heute, da dieser Moment gekommen war, wollte ich Erkenntnisse aus meiner langen Fastenzeit ziehen. Weise Botschaften für alle, die nach mir auf die Idee kommen, auf Kaffee, Fleisch, Zucker oder andere Dinge 40 Tage lang zu verzichten.

Punkt acht Uhr morgens stand ich in der Küche,  zugegebenermaßen etwas unschlüssig: Jetzt schon Kaffee aufsetzen? Und ihn dann allein trinken? Nein. Schließlich hatten wir Gäste zum Osterfrühstück eingeladen. Um zehn Uhr. Fastenerkenntnis Nummer eins an diesem Morgen: Nicht nur fasten sondern auch das Fasten brechen sollte man in Gemeinschaft. Es ist etwas Besonderes, das man feiern sollte.

Also erst einmal den Keller auf den Kopf stellen, um den Karton mit den Osternestern zu finden. Gefunden hat sie meine Frau, als ich nach einer halben Stunde immer noch dort unten wütete. Warum hatte mir mein früheres Eiersuchtalent beim heutigen Nestersuchen nicht geholfen? Aus diesem Vorfall leitete ich Fastenerkenntnis Nummer zwei ab:  Man sollte sich auf vergangene Erfolge besser nichts einbilden. Dass man die Kraft hat zu verzichten, muss man sich jeden Tag aufs Neue beweisen.

Als unsere Gäste schließlich um zehn Uhr eintrafen, war es so weit: Mein erster Schluck Kaffee, mein erster Löffel Zucker, mein erstes Salami-Brötchen… umwerfend!!! Und mir schwante Fastenerkenntnis Nummer drei: Langer Verzicht steigert den Genuss. Die Fastenzeit ist eben das: ein 40 Tage langer Verzicht. Und wenn der Genuss-Kick noch größer sein soll, stellt man am Ostersonntag nicht den Wecker, um gleich kurz nach Mitternacht das Fasten zu brechen, sondern zögert den Moment hinaus. Sich von der Sonne wecken lassen, aufstehen, unschlüssig in der Küche herumstehen, eine halbe Stunde lang Osternester suchen – oder was einem sonst so in den Sinn kommt. Und erst dann, mit ruhiger Hand und wachem Geist, das genießen, worauf man so lange verzichtet hat.

Der zweite Kaffee übrigens – das hätte ich mir eigentlich denken können – schmeckte nicht mehr  umwerfend wie der erste. Er schmeckte „nur“ gut. Wie er mir vor der Fastenzeit auch geschmeckt hatte. Ich trank sogar noch einen dritten Kaffee, später am Tag. Und auch der schmeckte nicht umwerfend. Fastenerkenntnis Nummer vier: Genuss lässt sich nicht mit der Menge steigern. Erst wenn man erneut Verzicht geübt hat, kann man auch erneut genießen.

Schließlich fiel mir noch etwas auf: Ich hatte zwar meine Familie und auch unsere Freunde, die uns heute besuchten, wochenlang mit meinen Fastengeschichten die Ohren gefüllt. Aber als dann mein magischer Moment gekommen war, übten die gefärbten Ostereier auf alle weitaus mehr Magie aus als ich. Kurzum: Wenn ich nicht darauf hingewiesen hätte, dass ich mit diesem Schluck Cappuccino 40 Tage Fastenzeit beende, hätte es möglicherweise keiner gemerkt. Daher Fastenerkenntnis Nummer fünf: Nur wer selbst gefastet hat, kann beim Fastenbrechen wahrhaft tiefen Genuss empfinden.

In diesem Sinne: bis Aschermittwoch!

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Klaus: Nullpunkt in Sicht https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/14/klaus-nullpunkt-in-sicht/ Mon, 14 Apr 2014 09:45:39 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=817 KlausDie Koffer sind gepackt, Pässe und Tickets gut verstaut, unsere Katze Shakira wissen wir bei der Nachbarin in guten Händen. Es kann bald losgehen, nach London, genauer gesagt, in den Osten Londons, nördlich von Greenwich. Also zu jener Linie, die die östliche von der westlichen Sphäre trennt und an der sich die Zeit der Welt orientiert.

Dass ich ausgerechnet an diesem horizontalen Nullpunkt der Welt meine letzten Fastentage vor Ostern verbringe, ist Zufall. Die Reise war längst geplant, als ich mich zum Fasten entschloss. Und dennoch ein schöner Zufall, denn der Karsamstag, an dem wir nach Deutschland zurückkehren, ist der letzte Fastentag, ebenfalls eine Demarkationslinie. Dann drehe ich auch meine innere Uhr auf Null: Am Ostersonntag beginnt die Ära des bewussten Genusses.

Wie leicht man sich doch in dieses euphorische Geschwafel hineinsteigern kann! Wie war das noch: Euphorie kommt vor dem Sündenfall? Ja, vielleicht erwartet mich ein Nullpunkt der ganz anderen Art: moralisch, religiös oder – was noch viel schlimmer wäre – fastentechnisch? Vielleicht kommen mir plötzlich Worte meiner Kollegen in den Sinn, dass Reisende gar nicht fasten müssen?  Oder meinem inneren Engelchen wachsen beim Anblick von Cadbury’s Schokoriegeln Teufelshörner?

Nein, ich bleibe hart, schließlich kann ich neue Erfolge vorweisen: Bei der Party am Samstag habe ich mich sehr angenehm mit Grillfisch über Wasser gehalten. Und dem vorher und nachher angebotenen Kaffee und Kuchen habe ich auch getrotzt.

Was soll mir da eine Woche London anhaben? Zumal es ja eine Urlaubswoche sein wird…! Und doch: Es ist wohl der erste Urlaub, bei dem ich mich, je näher das Ende rückt, aus ganzem Herzen freuen kann: auf den ersten Kaffee, das erste Stück Schokolade und das erste Steak seit Karneval!

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Klaus: Pawlow lässt grüßen https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/10/klaus-pawlow-laesst-gruessen/ Thu, 10 Apr 2014 15:37:01 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=747 KlausDie Schoko-Osterhasen bevölkern die Regale der Supermärkte, in den Kühltheken lauert der Lammbraten, und eifrige Hausfrauen räumen Eierpaletten in ihre Einkaufswagen. Untrügliche Zeichen, dass es ostert! Mir scheint, die schlimmsten Tage brechen für Faster wie mich erst jetzt an.

Es ist ein harter Endspurt in den letzten zehn Fastentagen. Licht am Ende des Tunnels, ferne Rauchzeichen, klar. Aber gleichzeitig spüre ich, dass das Teufelchen in meinem Hinterkopf immer öfter dazwischenfunkt: „Komm, einen Schluck Limo, ein Stückchen Schokolade, ein Löffelchen Honig in den Tee!“ Noch behält das Engelchen die Oberhand.

Es ist fast immer der Zucker, auf den mein Teufelchen schielt. Nicht der Kaffee. Nur ab und zu das Fleisch. Vor zwei Tagen war so ein Moment, als meine Frau einen neuen Grill besorgte. „Den können wir ja am Wochenende ausprobieren“, grinste sie mir entgegen. Mich erwarten Zucchini-Schiffchen? „Nein“, sagte sie, „ ich habe Fisch besorgt.“ Sie denkt an alles. Kinnlade wieder hoch.

Manchmal packen mich auch Spontanattacken, bei denen mir das Wasser im Munde zusammenläuft. Stefan ist es perfekt gelungen, mit seinem Blog aus Rom. R – O – M – schon diese uvular-bilabiale Phonemkombination kurbelt meinen Speichelfluss an und lässt Spaghetti Carbonara, Tiramisu und Espresso an meinem inneren Auge vorbeidefilieren. Pawlow lässt grüßen.

Stefan hat’s gut mit seinem Zigarettenverzicht. In Italien ist das Rauchverbot offenbar noch strenger als in Deutschland. Da muss man mit Geldstrafen von 200 Euro und mehr rechnen, wenn man beim unerlaubten Qualmen erwischt wird. Ist eine Schwangere oder ein Kind in der Nähe, muss man noch tiefer ins Portemonnaie greifen.

Auch im Vatikan gilt eigentlich ein strenges Rauchverbot an allen öffentlichen Orten. Nur bei der Papstwahl wird schon mal ein Auge zugedrückt. Als es um die Nachfolge von Benedikt XVI. ging, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi auf die Frage, ob denn die Raucher im Konklave leiden müssten: „Ich denke, die Kardinäle dürfen rauchen, wenn sie es für angemessen halten – so lange sie die Regeln der Höflichkeit beachten.“ Höflich muss man also sein. Oder zumindest Kardinal.

Noch eine schöne Anekdote: Als Johannes Paul II. gewählt wurde, soll ihn ein Kardinal gefragt haben, ob er zur Entspannung eine Zigarette rauchen dürfe. Der neue Papst meinte daraufhin lakonisch: „Eminenz, Sie dürfen rauchen, solange der Rauch weiß ist.“ Ob der Kardinal daraufhin die notwendigen Zutaten Kaliumchlorat, Lactose und Kolophonium in seinen Tabak gemischt hat, ist zwar nicht überliefert. Aber mir ist bei der Vorstellung dieses vatikanischen Cocktails wenigstens der Hunger auf Schoko-Osterhasen vergangen.

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Klaus: Vom schicksalhaften Wesen der Frau (für Faster) https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/05/klaus-vom-schicksalhaften-wesen-der-frau-fuer-faster/ Sat, 05 Apr 2014 06:05:17 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=686 KlausMark Twain liefert den Stoff, aus dem die Träume eines Ex-Rauchers sind: Ohne Tabak kann der Mann den täglichen Frauenterror nicht ertragen! Noch ein Beweis für das schicksalhafte Wesen der Frau?

Bis heute gibt es Männer, die Frauen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Familie auf eine zweitrangige Rolle herunterreden wollen. Manch einer greift dazu auch tief in die Bibel-Kiste: Denn da, meinen sie, geistern eben vor allem Männer durchs Alte und Neue Testament – wenn man jetzt mal von der Schlüsselfigur Eva mit ihrem Sündenfall absieht, wegen der die Menschheit sich nicht mehr aus Bächen von Milch und Honig ernähren kann. Oder Maria, der Mutter Jesu, die ja ebenfalls eine essenzielle Rolle für das Schicksal des Christentums spielte. Daneben gibt es wenige Quotenfrauen wie Maria Magdalena. Aber von Moses über Jesus bis Paulus waren es stets Männer, die große Taten vollbrachten. Auch die Rollen der „Bad guys“ sind in der Bibel mit männlichen Figuren besetzt: Herodes, Pontius Pilatus und Judas. Frauen standen eher im Abseits.

Warum bloß? An Jesus kann es kaum gelegen haben. Der hatte eine durchaus wohlwollende Haltung gegenüber Frauen. Man erinnere sich nur an die Geschichte mit der Ehebrecherin, die mit vielen Männern geschlafen hatte. Jesus Spontankommentar nach Lukas: „Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“ Das ist eine dieser schallenden Ohrfeigen, mit denen er die Moralvorstellungen seiner Zeitgenossen zurecht rückte und als chauvinistische Umtriebe entlarvte. Aber wenn Jesus kein Chauvi war – wer dann?

Paulus natürlich! Wenn man seine frauenfeindlichen Sprüche liest, kommen Zweifel auf, ob da nicht immer mal wieder das Saulus-Ego durchschimmerte: „Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, […] sondern sie sei still.“ Wie Mark Twain litt er offenbar unter der Gesprächslust seiner Zeitgenössinnen und hätte ihnen am liebsten einen Knebel in den Mund geklemmt: „Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still.“ Wer das mit dem Stillsein so oft wiederholen muss, hat ganz offensichtlich Durchsetzungsprobleme gegen den weiblichen Wortschwall!

Auch Paulus‘ Sexualleben schien alles andere als erfüllt gewesen zu sein – weshalb er seinen Followern empfahl: „Bist du nicht gebunden, so suche keine Frau.“ Und: „Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine.“ Denn: „Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren.“ Hätten die ersten Christen seine Empfehlungen befolgt, dann wäre die christliche Religion schnell ausgestorben.

Erstes Fazit: Männer haben es schon in der Antike ausgezeichnet verstanden, sich in den Vordergrund zu drängen. Vielleicht spielt aber auch eine Rolle, dass das Neue Testament ausschließlich von Männern (Markus, Lukas, Matthäus und Johannes) überliefert und von einem Chauvi (Paulus) verbreitet wurde. Und dass Männer, wenn sie unter sich sind, lieber sich gegenseitig auf die Schultern klopfen als die Leistungen einer Frau angemessen zu würdigen, ist ja allgemein bekannt.

Zweites Fazit: Wer in der Fastenzeit auf Sex verzichten will, kann sich Inspiration bei Paulus holen. Verzicht auf Alkohol, Zigaretten oder Fleisch macht aber in meinen Augen mehr Sinn.

Drittes und letztes Fazit: Männer, die auf Zigaretten verzichten, sollten nicht Mark Twain lesen.

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PS: Lieber Wolfgang, aber sicher haben Sie meinen Segen! Nur bitte ein Stück Geburtstagstorte aufheben – bitte bis Ostern!

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Klaus: Frauen – die schwächeren Faster? https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/01/klaus-frauen-die-schwaecheren-faster/ https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/01/klaus-frauen-die-schwaecheren-faster/#comments Tue, 01 Apr 2014 09:27:32 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=647 KlausEmanzipationsfrustrierte Männer können endlich aufatmen. Die „Rentner-Bravo“* liefert dieser Tage den Beweis: Frauen sind das schwächere Geschlecht – beim Fasten!

Aber mal der Reihe nach: Meine Bürokollegin hat große Fortschritte gemacht. Sie verzichtet jetzt darauf, mir einen Kaffee aus der Cafeteria mitbringen zu wollen. Stattdessen surft sie durch die Nachrichtenagenturen, um mich mit den neusten Fasten-News zu füttern.

So auch gestern: „Jeder Siebte scheitert beim Fasten“ titelte die Meldung der Katholischen Nachrichten-Agentur. Ein Marktforschungsinstitut hat im Auftrag der „Apotheken Umschau“ mehr als 2000 Leute gefragt, ob sie schon mal beim vorösterlichen Fasten rückfällig geworden sind. Das haben fast 15 % der Befragten zugegeben, also ungefähr jeder Siebte.

Wir sind nur drei Faster. Wenn wir Wolfgang, der sich ja spontan zum Mitfasten entschlossen hat, dazuzählen, sind wir vier. Beim Abzählen kommen wir also nicht bis sieben. Dafür zählt Astrid die Tage: Bei sieben – also am Sonntag – verzichtet sie auf den Verzicht. Was wieder einmal beweist: Statistiken stimmen eben doch irgendwie, wenn man sie nur richtig interpretiert.

Und noch etwas stimmt mit unserer eigentlich gar nicht repräsentativen Truppe überein: Das Fasten brechen statistisch gesehen mehr Frauen (18,3 %) als Männer (11,3 %). Astrid kann sich also damit trösten, dass ihr sonntäglicher Verzichtsverzicht doch geschlechtsspezifisch zu erklären ist. Also alles nicht so schlimm, oder?

Von wegen! Dieselbe „Apotheken Umschau“ hat schon vor einigen Jahren statistisch herausfinden lassen: Männer lügen öfter als Frauen. Also ist es durchaus wahrscheinlich, dass das starke Geschlecht eben besonders stark darin ist nicht zuzugeben, dass es beim Fasten gescheitert ist. Das würde natürlich die aktuelle Umfrage total auf den Kopf stellen. Sofern sie nicht auch bei der Frage nach dem Lügen schon gelogen haben. Dann könnte man natürlich beide Statistiken sofort in die Tonne werfen.

 Also, jetzt mal ehrlich, liebe Mitfaster: Wer von euch hat – offen oder heimlich – seine Fastenregeln gebrochen? Und wer von euch will jetzt lügen?

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*alias „Apotheken Umschau“

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Klaus: G-Wort, Streik, Schnaps https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/28/klaus-g-wort-streik-schnaps/ Fri, 28 Mar 2014 15:57:47 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=631 KlausDas G-Wort („gesund“) hat gute Chancen auf den Titel „Mein Unwort des Monats“. Einziger Konkurrent ist „Streik“.

Dass sich die Sesselwärmer in den Verkehrsbehörden dazu entschlossen haben, gleichzeitig mehrere Rheinbrücken zu renovieren, legt seit Wochen unsere ganze Region lahm. Kilometerlange Staus. Beste Gelegenheit für einen Streik der öffentlichen Verkehrsmittel, haben sich da die Gewerkschaftler gedacht. Einen Tag letzte Woche, zwei Tage diese Woche. Kurzum: Ich musste meinen Drahtesel aus dem Winterschlaf reißen, um mich täglich zur Arbeit und zurück geschätzte 25 und gefühlte 50 Kilometer abzustrampeln.

„Ist doch gesund“, bekam ich zu hören. „Und passt super zu deinem gesunden Fastentrip!“ Was soll, bitteschön, gesund daran sein, zu Arbeitsbeginn schwitzend und mit zittrigen Knien dazusitzen, ohne sich einen belebenden Kaffee mit zwei Löffeln Zucker reinpfeifen zu können – und dasselbe dann nach Feierabend? Woher diese Schnapsidee, auf alles, was in irgendeiner Form die Batterien wieder aufladen könnte, gleichzeitig verzichten zu wollen? Apropos Schnaps: Warum hab ich nicht einfach den Alkoholverzicht genommen, als wir die Fastenprogramme unter uns aufgeteilt haben?

„Schluss mit dem Trott“?! Seit ich gestern abend Punkt halb neun weggenickt und erst heute morgen wieder aufgewacht bin, wünsche ich mir meinen gezuckerten, fleischhaltigen, koffeingetränkten Alltagstrott zurück.

Ordentlich Energie tanken – hätte nie gedacht, dass das einmal ganz oben auf meiner Wunschliste stehen könnte. Nein, knapp drüber steht: einen Tag ohne „G-Wort“!

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Klaus: „Abstinentiam indic et labora!“ https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/25/klaus-abstinentiam-indic-et-labora/ Tue, 25 Mar 2014 13:53:53 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=573 KlausDas ist jetzt keine meiner berüchtigten biblischen Keulen, hätte aber durchaus das Zeug dazu: „Übe Abstinenz und arbeite!“ So viel zu Astrids letztem Blog-Eintrag „Genuss ohne Reue“. Während sie an ihrem fastenbefreiten Sonntag pürierte Limonen in hochprozentigem Cachaça ertränkte, hielt ich tapfer an meinem Zucker-, Koffein- und Fleischverzicht fest und versenkte nur Forsythien in nährstoffreichem Humus.

Sicher keine Sonntagsaktivität nach alttestamentarischem Vorbild – hätte mich eher im Liegestuhl fläzen sollen, wie es sich am siebten Tag der Schöpfung geziemt. Aber ich hinkte eben dem Zeitplan hinterher: Mein Schöpfungsprozess war nach sechs Tagen noch nicht abgeschlossen.

Klar ist Gartenarbeit ein Ablenkungsmanöver, um nicht in Versuchung zu geraten. Wenn auch ein ziemlich schlechtes: Danach stehe ich mit noch lauter knurrendem Magen vor dem Kühlschrank.

Aber jetzt Fastenpausen einlegen? Mögen sie auch theologischen Segen haben – ich widerstehe der Versuchung! Rezepte wie Poulardenbrust in Mokka-Honig-Soße spare ich mir für die Zeit nach Ostern auf.

Bis dahin lauern die Versuchungen an jeder Straßenecke – oder auch an der eigenen Haustüre, wie Wolfgang so eindrücklich beschreibt. Was wiegt mehr: das eigene Fastenversprechen oder die Gastfreundschaft? In deinem Fall, lieber Wolfgang: Darf man einen aus Herzlichkeit angebotenen Keks ablehnen? Und ist es einem guten Freund zuzumuten, mit seinem Weinglas ein Wasserglas zu beprosten?

Ich höre schon den Radikalfaster in mir rufen: „Na, klar!“ Aber eigentlich muss man doch unterscheiden, ob dem Fastenbruch pure Genusssucht zugrunde liegt oder nicht. Sprich: Dient Gastfreundschaft als Ausrede? Dagegen spricht schon die Tatsache, dass dir, Wolfang, gleich die Hexameter und Pentameter Dietrich Bonhoeffers in den Sinn kamen, die deine Gedanken mit der Wucht von Glockenschlägen durcheinander wirbelten. Und dich wieder auf den Weg zur Freiheit brachten.

Und mich bald wieder auf den Weg in den Garten. Denn mein Schöpfungsprozess ist auch heute noch nicht abgeschlossen. Nach Feierabend rasselt der Rasenmäher mit den Klingen. Der Liegestuhl muss warten.

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Klaus: Selbstkasteiendes Fastentheater? https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/21/klaus-selbstkasteiendes-fastentheater/ Fri, 21 Mar 2014 09:07:51 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=531 KlausWo will ich eigentlich hin? Ohne Kaffee, Fleisch und Zucker komme ich aus, das habe ich mir bewiesen. Ob zwei Wochen oder sieben, scheint fast schon egal. Körperliche Entzugserscheinungen habe ich überwunden, ergötze mich nun still schweigend meines tapferen Durchhaltevermögens. Aber auf Dauer gesehen bringt mir das vorösterliche Heldentum keinen Kick mehr – es nervt nur eben ab und zu.

Jetzt mal Butter bei die Fische*: Ab Ostern werde ich Kaffee, Fleisch und Zucker wieder auf meinen Speiseplan hieven. Definitiv! Wenn Stefan seinen Fastenverzicht auf blauen Dunst als Einstieg zum Ausstieg nutzt – Hut ab! Bei mir dürft ihr nach der Fastenzeit den Hut drauflassen. Ich werde mit voller Absicht zuschlagen: mein morgendliches Cappuccino-Ritual zelebrieren, den Duft brutzelnder Koteletts auf dem Grill einatmen, Crême brûlée auf der Zunge zergehen lassen. Mit „ćejf“!

Also alles nur selbstkasteiendes Fastentheater? Nein! Ich freue mich wie wahnsinnig auf diesen luxuriösen Moment, mir läuft das Wasser im Mund zusammen wie schon lange nicht mehr. Und genau darum geht’s: Ich will das Schlemmen wieder neu, bewusster genießen lernen.

Und es geht mir um darum, in meinem Alltag gezielte Genuss-Inseln zu kreieren. Und nicht ganz nebenbei einen Kaffee in den Schlund zu gießen, ein Schnitzel hinunterzuschlingen oder eine Tafel Schokolade zu vertilgen, als sei es selbstverständlich. Ich will all das wieder zu dem machen, was es ist: Luxus.

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*verstößt beides nicht gegen meine Fastenvorschriften!

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Klaus: Auf in die Wüste! https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/18/klaus-auf-in-die-wueste/ Tue, 18 Mar 2014 14:18:45 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=505 KlausWarum ging Jesus zum Fasten in die Wüste? Damit er nicht hilflos suchend zwischen Schokoladenregal, Mettbrötchenbüffet und Kaffeeautomat herumtigern musste wie ich heute. In der Cafeteria reduziert sich meine Auswahl seit Aschermittwoch auf Orangensaft, Naturjoghurt und Obst. Dass der Fastenverzicht auf Kaffee, Fleisch und Zucker bedeutet, sich so elend gesund zu ernähren, hätte ich mir eigentlich vorher denken können. Hab ich aber nicht.

Geb ja zu: Die sprühende Freundlichkeit, mit der mich Kollegen zum Cappuccino einladen wollen, geht mir immer noch wahnsinnig auf die Nerven. Wenn ich dann die Augenbrauen strafend schräg stelle und stechende Blicke zurückschieße, ernte ich empathievolle Kommentare wie „Oh, entschuldige, ich hab vergessen, dass du das nicht darfst“. Da läuft der Waldschrat in mir zu Höchstform auf: „Ich DARF, aber ich WILL nicht!“

Und nun auch noch Astrids Vorschlag, „pragmatisch“ zu fasten: „Verzicht in Maßen, mit einer persönlich-flexiblen Leidensgrenze“! Das klingt wie „ein bisschen schwanger“. Entweder ich verzichte ganz – oder gar nicht. Ich will ja meine Grenzen erfahren, will, dass das Fasten „wirkt“, dass ich mich meinen Schwächen stelle. Um sie dann hoffentlich zu überwinden.

Auch wenn ich wohl den Scherbenhaufen, den ich in diesen sieben Wochen im Umgang mit meinen Mitmenschen anrichte, nach Ostern mühsam wieder zusammenkehren muss. Jesus hatte es ja in der Wüste wenigstens mit dem Teufel zu tun, der ihn in Versuchung führte, bei dem musste er sich danach nicht entschuldigen.

Warum hat eigentlich noch kein Reisebüro „Sahara-Fasten mit Teufelserscheinung“ im Programm? Könnte ein Renner werden!

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