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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Zu zweit, aber nicht in trauter Zweisamkeit

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Das wird eine illustre Bergsteiger-Schar. Im Basislager des deutschen Veranstalters Amical alpin auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest versammeln sich im April neben Expeditionsleiter Dominik Müller und seinen Kunden auch noch zwei deutsche Rekordhalter. Zum einen der erfolgreichster Höhenbergsteiger des Landes, Ralf Dujmovits – der 53-Jährige hat als bislang einziger Deutscher die Gipfel aller 14 Achttausender erreicht. Zum anderen Alix von Melle, die mit bisher sechs bestiegenen Achttausendern die Rangliste der erfolgreichsten deutschen Frauen an den höchsten Bergen der Welt anführt. Beide wollen auf Flaschensauerstoff verzichten, aber in getrennten Teams aufsteigen: Ralf mit der Kanadierin Nancy Hansen, Alix mit ihrem Ehemann Luis Stitzinger. Das abrupte Ende ihrer Makalu-Expedition im Mai 2014 hat von Melle abgehakt. „Das ist vorbei und verarbeitet. Ich fühle mich wieder ganz gesund“, sagt mir die 43-Jährige.

Cortison im Gepäck

Alix am Makalu

Alix am Makalu

Am Makalu hatten sie und Luis ihren Gipfelversuch auf über 7500 Metern abbrechen müssen, weil Alix plötzlich die Kräfte verlassen hatte. Die Symptome hatten auf ein Höhenlungenödem hingedeutet. Hinterher stellte sich heraus, dass auch eine verschleppte Lungenentzündung und Asthma mit im Spiel waren. „Es war nicht die Höhe allein ausschlaggebend“, antwortet Alix auf meine Frage, ob es nach dieser Erfahrung nicht sinnvoller gewesen wäre, einen Bogen um den Everest zu machen und sich einen niedrigeren Achttausender auszusuchen. „Diese Dinge können mir auch an einem Fünf-, Sechs- oder Siebentausender passieren.“ Sie habe jetzt ihre Lungenfunktion testen lassen und dabei Topwerte erreicht. Wegen der nach der Makalu-Expedition diagnostizierten Asthma-Anfälligkeit wird Alix für den Notfall Cortison-Tabletten einpacken.

Luis Stitzinger: Nicht auf Biegen und Brechen

Mit wachem Verstand

Luis (l.) als Expeditionsleiter am Kokodak Dome

Luis (l.) als Expeditionsleiter am Kokodak Dome

Luis macht sich um seine Ehefrau nicht mehr Sorgen als sonst auch. „Angst hat man doch immer um einander. Das lässt sich nicht vermeiden, ist so aber auch ganz gesund“, sagt der 46-Jährige, der wie seine Frau bisher sechs Achttausender bestiegen hat. „Ich vertraue sehr stark auf Alix, dass sie sich selbst kennt und auch die richtigen Entscheidungen trifft.“ Beiden ist klar, dass ihre Erfolgschancen am Everest nicht allzu hoch sind, da sie wie bei allen ihren bisherigen Expeditionen auf Flaschensauerstoff verzichten wollen. „Es muss alles optimal zusammenpassen, damit man eine Chance hat“, sagt Luis. „Ohne Sauerstoff kann man es nur bei den allerbesten Bedingungen wagen.“ Sie  gehe „mit ganz wachem Verstand“ dorthin, ergänzt Alix. „Ich schaue einfach, wie es mir in der Höhe geht und werde sicherlich nicht zu viel riskieren.“

Alix von Melle: Mit wachem Verstand

Den Trubel akzeptieren

Alix und Luis wollen über die Normalroute zum Gipfel des Mount Everest aufsteigen. Dass es dort viel Verkehr geben kann, kalkulieren sie ein. „Ich bin mir sicher, dass mich manches an dem ganzen Trubel dort aufregen wird“, sagt Luis. „Aber wenn du dorthin möchtest, musst du das auch akzeptieren können. So ist es einfach.“ Auch Alix sieht das ganz pragmatisch: „Man kann nicht erwarten, dass man am Everest in trauter Zweisamkeit unterwegs ist.“

Datum

19. März 2015 | 15:42

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