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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Verdienstvoll

Eigentlich habe ich es nicht so mit Orden. Sie haben für mich einen leicht militaristischen Beigeschmack. Und ich frage mich, was wird mit einem Orden befriedigt? Die Eitelkeit des Empfängers oder das schlechte Gewissen des Verleihers? Das Bundesverdienstkreuz wurde inzwischen mehr als 240.000 Mal vergeben, und sicher gab es da auch viele fragwürdige Empfänger. Der mächtigste Fußballfunktionär der Welt, Sepp Blatter, etwa erhielt es 2006 allein dafür, dass der Weltverband FIFA „durch die Vergabe der WM ein großes Vertrauen in uns Deutsche gesetzt hat“, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel damals sagte. Worin Blatters großer Verdienst bestand, ist mir bis heute nicht ganz klar, außer dass er dem Bund große Verdienste in Form von WM-Euros bescherte.

Unermüdlicher Einsatz

Im konkreten Fall aber freue ich mich ganz aufrichtig über die Verleihung eines Ordens: Ingrid Versen hat das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. Sie ist weder eitel, noch hätte sie diese Ehrung gebraucht. Die Journalistin aus Bad Wiessee am Tegernsee in Bayern weiß nicht einmal genau, wer sie vorgeschlagen hat. Sie vermutet, dass die deutsche Botschaft in Nepal dahinter steckt.


Ingrid Versen (l.) mit der bayrischen Sozialministerin Christine Haderthauer

Vor 20 Jahren hat Ingrid Versen die Sir Edmund Hillary-Stiftung Deutschland gegründet, den deutschen Ableger des Himalayan Trust. Seitdem sammelt sie unermüdlich Spenden für das Krankenhaus Paphlu im Khumbu-Gebiet, das die Stiftung betreibt. Mehr als 500.000 Euro hat sie in zwei Jahrzehnten zusammengetragen, Verwaltungskosten aus eigenem Portemonnaie beglichen. In dem Krankenhaus in Paphlu wird die arme Landbevölkerung dank der Spenden aus Deutschland für wenig Geld und auf medizinisch gutem Niveau behandelt.
Ang Rita, Chef des Himalayan Trust in Kathmandu, begrüßte die Ehrung Ingrid Versens: „Alle Sherpas freuen sich sehr darüber, denn es zeigt, dass die deutsche Bundesregierung dahinter steht.“ Vielleicht auch, würde ich ergänzen, weil diese Art der Entwicklungshilfe unbürokratisch, effektiv und selbstlos ist. Kurzum, herzlichen Glückwunsch Frau Versen – auch wenn ich es nicht so mit Orden habe.

Datum

30. Mai 2010 | 13:23

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