Totmjanin – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Launischer Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/launischer-nanga-parbat/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/launischer-nanga-parbat/#comments Wed, 04 Feb 2015 11:55:17 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28291 Rupalflanke des Nanga Parbat

Rupalflanke des Nanga Parbat

Sollten Berge wirklich eine Seele haben, dann leidet der Nanga Parbat ganz offensichtlich an einer ausgewachsenen Winter-Depression. Jahr um Jahr lässt er Bergsteiger in der kalten Jahreszeit abblitzen. Fast so, als wollte er sagen: „Lasst mich bloß in Ruhe! Wer stört, wird schon sehen, was er davon hat.“ Jetzt ist auch der zweite Gipfelversuch dieses Winters gescheitert. Auf der Rupalseite, der Südseite des Bergs, war für die Russen Nickolay Totmjanin, Valery Shamalo, Serguey Kondrashkin und Victor Koval in Lager 4 auf 7150 Metern Endstation. Die vier Bergsteiger aus St. Petersburg versuchten, dort einen Schneesturm mit Windgeschwindigkeiten von hundert Stundenkilometern auszusitzen. Keine Chance.

„Wir haben es geschafft, bei schlechtem Wetter ins Basislager zurückzukehren. Alle sind wohlauf“, twitterten sie auf Russianclimb. „Bei so einem Wind geht gar nichts. Da kannst du in einem Rutsch bis zum K 2 fliegen.“ Das ist natürlich leicht übertrieben, vermittelt aber einen Eindruck davon, wie sehr die Russen in ihrem Zelt im Hochlager durchgeschüttelt worden sein müssen. Der K 2 liegt immerhin rund 190 Kilometer Luftlinie entfernt. Der zweithöchste Berg der Erde und der Nanga Parbat sind die einzigen der 14 Achttausender, die noch nie im Winter bestiegen wurden.

Gemeinsam geht es leichter 

Viel Spurarbeit auf der Diamir-Seite (© www.alextxikon.com)

Viel Spurarbeit auf der Diamir-Seite (© www.alextxikon.com)

Auf der Diamir-Seite, der Nordseite des Nanga Parbat, hatten der Pole Tomek Mackiewciz und die Französin Elisabeth Revol – wie berichtet – Mitte Januar eine beachtliche Höhe von 7800 Metern erreicht, ehe sie von Kälte und Wind zurückgeschlagen worden waren. Die beiden reisten anschließend ab. Der Italiener Daniele Nardi blieb. Er hat es vor zwei Wochen bei seinem ersten Versuch an der so genannten Mummery-Rippe – benannt  nach dem britischen Bergsteiger Albert Frederick Mummery, der 1895 am Nanga Parbat verschwand – bis auf eine Höhe von 5950 Meter geschafft. Die Iraner Mahmood Hashemi, Reza Bahadorani und Iraj Maani haben sich nach eigenen Worten mit dem Team des Basken Alex Txikon zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, um in den nächsten Tagen die Kinshofer-Route bis hoch nach Lager 3 auf etwa 6800 Metern mit Seilen abzusichern. „Alles hängt vom Wetter ab“, sagt Reza Bahadorani. Und von der Laune des Nanga Parbat, die im Winter eben meist sehr mies ist.

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Den Gipfel schon gespürt https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-gipfel-schon-gespuert/ Mon, 26 Jan 2015 15:56:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28203 Nanga Parbat (© The North Face)

Rupalseite des Nanga Parbat (© The North Face)

„Wer Geduld sagt, sagt Mut, Ausdauer, Kraft“, hat einmal Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach geschrieben. Die österreichische Schriftstellerin, die von 1830 bis 1913 lebte, meinte das natürlich allgemein. Doch sie hat damit ziemlich genau jene Zutaten beschrieben, die nötig sind, um einen Achttausender wie den Nanga Parbat im Winter zu besteigen. Nach mehr als zwei Dutzend erfolglosen Winterexpeditionen belagern auch in diesem Jahr wieder mutige, ausdauernde und starke Bergsteiger den neunthöchsten Berg der Erde. Am erfolgversprechendsten erscheint derzeit der Versuch der Russen Nickolay Totmjanin, Valery Shamalo, Serguey Kondrashkin und Victor Koval auf der Rupalseite, der Südseite des Nanga Parbat. Sie haben sich immerhin schon bis auf eine Höhe von 7150 Metern hinaufgearbeitet. „Die Route ist ungefähr acht Kilometer lang. Wir haben bereits 700 Meter Fixseile über sehr hartes Wintereis gelegt“, twittern die vier Bergsteiger aus St. Petersburg. Jenes Eis träfen sie fast durchgängig oberhalb von 6000 Metern an. Das gefährliche Blankeis war im vergangenen Jahr auch einer der Gründe, warum der Pole Tomek Mackiewicz und der Deutsche David Göttler auf dieser Route auf 7200 Metern umgekehrt waren.

Kurz: Zu riskant

Elisabeth Revol im Lager 4 auf 7000 Metern

Elisabeth Revol in Lager 4 auf 7000 Metern

In diesem Jahr war Tomek auf die Nordflanke des Bergs gewechselt, weil er sich dort mehr Erfolg versprach. Sein Gipfelversuch mit der Französin Elisabeth Revol auf der Diamir-Seite endete – wie berichtet – auf 7800 Metern. Noch 50 Meter höher kam bisher im Winter nur der Pole Zbigniew Trzmiel bei seinem gescheiterten Versuch 1997. „Wir hatten keine Chance, den Gipfel zu erreichen“, sagte Mackiewicz. „Zu kalt, zu windig, das Wetter zu unvorhersehbar – kurz zu riskant“, fasste Revol jetzt nach der Rückkehr nach Frankreich die Gründe zusammen, warum die beiden gut 300 Meter unterhalb des Gipfels umdrehten. „Ich konnte den Gipfel fast schon mit meinen Fingern ‚spüren‘. Er war so nahe. Mein Herz schlug schneller, aber wir mussten abgeklärt bleiben. Es war frustrierend, nicht gerade leicht umzudrehen, besonders wenn du siehst, wie weit du schon gekommen bist.“ Beim Abstieg brach eine Schneebrücke unter Tomek, der Pole stürzte 50 Meter tief in eine Gletscherspalte. Mackiewicz hatte Glück. Er überlebte mit Oberschenkel- und Rippenverletzungen und konnte sich mit Elisabeths Hilfe aus der Spalte befreien. Für Mackiewicz und Revol war die Expedition damit beendet. Beide reisten ab. Auf der Diamir-Seite verblieb der Italiener Daniele Nardi. Zu ihm gesellen sich jetzt ein iranisches Team sowie der Baske Alex Txikon, der im Team mit zwei pakistanischen Bergsteigern versuchen will, den Nanga Parbat erstmals im Winter zu besteigen. Ob Mut, Ausdauer und Kraft reichen? Bisher hat der Berg selbst die geduldigsten Winterkandidaten in Schach gehalten.

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