Polen – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Everest-Winterpionier Wielicki: „Akklimatisation ist der Schlüssel“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-winterpionier-wielicki-akklimatisation-ist-der-schluessel/ Wed, 08 Feb 2017 20:25:31 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35007 Krzysztof Wielicki

Krzysztof Wielicki

Krzysztof Wielicki wirkt skeptisch. „Ich glaube, dass sie ein Problem kriegen, weil sie bisher nur in Lager 3 übernachtet haben und nicht auf 8000 Metern“, antwortet mir der Pole, als ich ihn auf der Sportartikelmesse ISPO in München treffe und ihn nach den Chancen des Basken Alex Txikon am Mount Everest frage. Txikon, der den höchsten Berg der Erde in diesem Winter ohne Flaschensauerstoff besteigen will, hockt im Basislager in den Startlöchern für seinen ersten Gipfelversuch. „Meiner Meinung nach sollte man vorher am Südsattel geschlafen haben“, sagt Wielicki. „Ich wünsche ihm viel Glück und hoffe, dass nichts passiert. Hauptsache, sie kommen sicher zurück. Ob mit oder ohne Gipfelerfolg.“

Wielicki about Txikon: They can have a problem

Am Gipfel Flasche leer

Wielicki (l.) und Cichy nach ihrem Gipfelerfolg

Wielicki (l.) und Cichy nach ihrem Gipfelerfolg

Der inzwischen 67-Jährige weiß, wovon er spricht. Mit seinem Landsmann Leszek Cichy gelang Wielicki am 17. Februar 1980 am Everest die erste Winterbesteigung eines Achttausenders überhaupt. Oberhalb des Südsattels nutzten sie Flaschensauerstoff, “weil wir nicht wussten, dass es ohne geht”, erzählt Krzysztof. „Unser Expeditionsleiter [Andrzej Zawada] sagte, hier ist die Flasche. Die müsst ihr tragen. Eine Flasche, neun Kilo! Als wir den Gipfel erreichten, stellten wir fest, dass die Flaschen leer waren.“

Nie wieder Atemmaske

Trotz einer Durchflussmenge von nur zwei Litern pro Minute habe der Sauerstoff nur für drei, vier Stunden gereicht. „Die Maske war gefroren. Ich habe überhaupt nicht gemerkt, dass ich Sauerstoff atme“, erzählt Wielicki. „Es war schrecklich. Ich habe danach nie wieder Flaschensauerstoff benutzt.“ Auch ohne Atemmaske blieb der Pole ein Pionier. 1986 gelang ihm mit seinem Landsmann Jerzy Kukuczka die erste Winterbesteigung des Kangchendzönga (8586 Meter). 1988 bestieg Krzysztof den Lhotse (8516 Meter) nicht nur erstmals im Winter, sondern auch als Erster solo. 1996 wurde Wielicki der fünfte Mensch, der auf allen 14 Achttausendern gestanden hatte.  Flaschensauerstoff sei „nicht nötig, wenn du gut akklimatisiert bist“, findet der Pole. „Das ist der Schlüssel.“

Wielicki: It was horrible

Immer noch Finanzierungsprobleme

K 2

K 2

Im Winter 2017/2018 will Krzysztof Wielicki eine polnische Winterexpedition zum K 2 leiten, dem einzigen Achttausender, der noch nicht in der kalten Jahreszeit bestiegen wurde. Noch immer ist die geplante Finanzierung durch polnische Regierungsunternehmen nicht endgültig unter Dach und Fach. „Wir sind schon etwas enttäuscht von der Regierung“, sagt Wielicki. „Aber wir werden kämpfen, und ich hoffe, dass wir die Probleme überwinden können.“ Derzeit stünden 14 Namen auf seiner Kandidatenliste, am Ende werde er voraussichtlich ein Achterteam zusammenstellen.

Wielicki: I hope we can overcome the problem

„Die schwierigste Herausforderung“

Denis Urubko

Denis Urubko

Adam Bielecki, dem 2012 die erste Winterbesteigung des Gasherbrum I (8080 Meter) und 2013 des Broad Peak (8051 Meter) gelang, werde sicher dazugehören, sagt Wielicki. Und auch Denis Urubko, Wintererstbesteiger des Makalu (8485 Meter) und des Gasherbrum II (8034 Meter): „Er möchte mit. Und wir wollen ihn auch. Ich denke, er wird uns begleiten.“ Urubko ist zwar in Kasachstan geboren, hat inzwischen aber einen russischen und einen polnischen Pass. Wielicki und Urubko waren im Winter 2002/2003 schon einmal gemeinsam am K 2, dem mit 8611 Metern zweithöchsten Berg der Erde. Auch damals leitete Wielicki die Expedition, bei der das Team über die chinesische Nordseite aufstieg. Urubko erreichte eine Höhe von 7650 Metern, ehe er und sein Seilpartner vom schlechten Wetter gestoppt wurden und die Expedition abgebrochen wurde. Diesmal ist ein Versuch über die pakistanische Seite des K 2 geplant. „Entweder über den Abruzzengrat oder über die Cesen/Basken-Route, je nach den Verhältnissen in der Wand“, sagt Krzysztof Wielicki. „Ich denke, wenn wir von Winterexpeditionen an den Achttausendern reden, ist es die letzte und schwierigste Herausforderung.“

Wielicki: K 2 the last and most difficult challenge

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Auch Lenin war am Gipfel https://blogs.dw.com/abenteuersport/auch-lenin-war-am-gipfel/ Sun, 10 Jun 2012 22:42:10 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=15281

Viel los auf Polens höchstem Berg, dem Rysy

Alle Augen richten sich auf die Ukraine und Polen. Na klar, dort schlägt derzeit das europäische Fußballherz. Jogis Jungs haben mir gestern ein paar graue Haare mehr verschafft. Da sich die Farbe auf meinem Körpergipfel seit längerem durchgesetzt hat, fällt das kaum auf. Und hinterher, wenn Deutschland (hoffentlich) den Titel geholt hat, fragt ohnehin niemand mehr danach, wem das 1:0 gegen Portugal auf die Haare geschlagen ist.

Vor der letzten EM 2008 in Österreich und der Schweiz hatte Bundestrainer Joachim Löw seinen Kader noch auf der Zugspitze präsentiert und das Unternehmen EM-Titelkampf „Gipfelsturm“ getauft. Diesmal verzichtete der Coach auf Höhenluft und Bergbezug. Die Ukraine und Polen gelten eben im Gegensatz zum letzten EM-Ausrichter nicht als Eldorado der Bergsteiger. Und ganz ehrlich, bis heute hatte ich keine Ahnung, welche Erhebungen in den beiden EM-Gastgeberländern die höchsten sind.

Mehr wander- als wunderbar

Die Howerla, höchster Berg der Ukraine

Der Rysy liegt in der Hohen Tatra und wird als höchster Berg Polens geführt – obwohl der Hauptgipfel (2503 Meter) in der Slowakei liegt. Doch der 2499 Meter hohe Nordwestgipfel gehört zu Polen und ist höher als alles andere, was das Land zu bieten hat. Schwer zu besteigen ist er nicht. 1899 trug sich die in Polen geborene spätere Physik- und Chemie-Nobelpreisträgerin Marie Sklodowska Curie ins Gipfelbuch ein, 1913 auch Lenin, der spätere Gründer der Sowjetunion.

Noch leichter ist der höchste Berg der Ukraine zu erklimmen, der eigentlich eher ein Hügel ist. 2061 Meter misst die Howerla, in den Karpaten im Westen des Landes gelegen. Auf den höchsten Punkt führt ein Wanderweg.

Polnische Topbergsteiger

Krzysztof Wielicki (2010 in Brixen)

Dass auch Länder mit unspektakulären Bergen Ausnahmebergsteiger hervorbringen kann, beweist vor allem Polen. Polnische Kletterer haben an den Achttausendern Geschichte geschrieben. Stellvertretend seien Jerzy Kukuczka und Krzysztof Wielicki genannt. Kukuczka war der zweite Mensch nach Reinhold Messner, der alle 14 Achttausender bestieg: bis auf den Mount Everest alle ohne Atemmaske, fast alle auf neuen, schwierigen Routen, vier Achttausender erstmals im Winter. Kukuczka stürzte 1989 in der Lhotse-Südwand ab. Im Gegensatz zu ihm lebt Krzysztof Wielicki noch. Auch er stand auf den Gipfeln aller 14 Achttausender. 1980 gelang Wielicki mit Leszek Cichy die erste Winterbesteigung des Mount Everest.

Kinga wie Wanda

Und erst vor wenigen Wochen sorgte eine polnische Bergsteigerin für Schlagzeilen. Kinga Baranowska bestieg mit dem Lhotse ihren achten Achttausender. Damit zog die 36-Jährige mit ihrer legendären Landsfrau Wanda Rutkiewicz gleich, die 1992 von ihrem Versuch, den Kangchendzönga zu besteigen, nicht mehr zurückkehrte.

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