Loretan – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Tod hat Vorliebe für Geburtstage https://blogs.dw.com/abenteuersport/tod-hat-vorliebe-fur-geburtstage/ Tue, 12 Jun 2012 17:14:29 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=15317

Gefährlicher Geburtstag

Ihr könnt an eurem Geburtstag natürlich machen, was ihr wollt. Aber passt gefälligst auf! Wissenschaftler der Universität Zürich haben nämlich festgestellt, dass der Geburtstag statistisch gesehen lebensgefährlich ist. Die Wahrscheinlichkeit, am Ehrentag das Zeitliche zu segnen, liege um 14 Prozent höher als an allen anderen Tagen, heißt es in der jetzt veröffentlichten Studie. Untersucht wurden zwei Millionen Todesfälle in der Schweiz zwischen 1969 und 2008. Wir laden also gewissermaßen den Tod zu unserer Geburtsparty ein? Für die Männer kommt es noch dicker: Tödliche Unfälle sind an ihrem Ehrentag sogar um 29 Prozent wahrscheinlicher. „Die Männer sterben jedoch nicht an Verkehrsunfällen oder Vergiftungen, sondern an Stürzen“, teilt die Uni Zürich mit.  Was bedeutet das für uns Bergfexe?

Loretan stürzte am Geburtstag ab

Erhard Loretan (1959-2011)

Da erinnern sich die Leser meines Blogs vielleicht an den Tod Erhard Loretans, der 1995 als dritter Mensch nach Reinhold Messner und Jerzy Kukuczka alle 14 Achttausender bestiegen hatte, allesamt ohne Atemmaske. Der Schweizer Profibergsteiger stürzte am 28. April 2011 unterhalb des Gipfels des 4043 Meter hohen Grünhorns im Wallis zu Tode – ausgerechnet an seinem 52. Geburtstag. Kurios, aber zufällig, dachten damals wohl alle. Und jetzt? Die Wissenschaftler aus Zürich nennen das Phänomen der gehäuften Todesfälle am Geburtstag „anniversary reaction“ – fast als würde sich der Jubeltag rächen wollen. Vielleicht solltet ihr überdenken, ob ihr eure Kinder demnächst zum Geburtstagsklettern in die Halle schickt oder doch lieber nachfeiert.

Nüchtern bleiben!

Doch gemach, gemach! Die Studie liefert auch mögliche Erklärungen des Phänomens: Ältere Menschen versuchten vielleicht mit allen Mitteln, dem Tod einen letzten Jubeltag abzuringen. Alkohol könnte im Spiel gewesen sein oder Stress rund um den Geburtstag. Was lernen wir daraus für die nächste Geburtstagsbergtour? Immer schön cool und nüchtern bleiben! Das Weißbier schmeckt auch anschließend.

P.S. Habt Ihr schon für meinen Blog gestimmt? Nein, na dann los! Jeder darf in der Hauptwahl aber nur einmal.

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Loretan und Steck https://blogs.dw.com/abenteuersport/loretan-und-steck/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/loretan-und-steck/#comments Fri, 06 May 2011 09:38:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/05/06/loretan-und-steck/ Freud’ und Leid’ liegen in der Extrembergsteiger-Szene eng beieinander. Die Schweizer durchlebten zuletzt ein Wechselbad der Gefühle. Der derzeit wohl beste Bergsteiger der Alpenrepublik, Ueli Steck, sorgte mit einer Speed-Solobesteigung der Shishapangma-Südwand für Furore und bestieg jetzt auch noch den Cho Oyu. Mit dem Schweizer Erhard Loretan starb einer der ganz großen Bergsteiger des ausgehenden 20. Jahrhunderts.


Erhard Loretan, 1959-2011

Persönliches Drama

An seinem 52. Geburtstag stürzte Loretan mit einer Seilpartnerin unterhalb des Gipfels des 4043 Meter hohen Grünhorns im Wallis ab. Die Frau überlebte schwer verletzt, für Loretan kam jede Hilfe zu spät. Der Schweizer zählte in den 1980er und 90er Jahren zu den besten Höhenbergsteigern der Welt. 1995 war Loretan der dritte Mensch nach dem Südtiroler Reinhold Messner und dem Polen Jerzy Kukuczka, der auf allen 14 Achttausendern gestanden hatte. Alle Besteigungen hatte der Schweizer ohne Atemmaske geschafft.

Dem Ruhm folgte ein persönliches Drama. Am Heiligabend 2001 verlor Loretan die Nerven, als sein sieben Monate alter Sohn Ewan ständig schrie. Er schüttelte das Kind zu Tode. 2003 wurde Loretan wegen fahrlässiger Tötung zu einer viermonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Der Bergsteiger bekannte sich öffentlich zu seiner Schuld und nutzte seine Bekanntheit, um auf die tödliche Gefahr des sogenannten „Kinderschüttelns“ aufmerksam zu machen.

“Ein vollkommener Tag“

Als Bergsteiger war Loretan für seine Schnelligkeit bekannt. Mit seinem Seilpartner Jean Troillet brauchte er im Herbst 1986 vom Basislager zum Gipfel des Mount Everest und zurück nur 40 Stunden. Auch Ueli Steck ist einer von der ganz schnellen Sorte. Die etwa 2000 Meter hohe Shishapangma-Südwand durchkletterte der 34-Jährige in zehneinhalb Stunden – und das solo. „Es war ein vollkommener Tag, einfach alles hat gepasst“, schreibt Ueli auf seiner Homepage. Er habe ursprünglich gar keinen Alleingang geplant. „Aber heute war es unausweichlich.“ Sein Kletterpartner Don Bowie hatte sich nicht gut gefühlt und den Schweizer ermutigt, eine Solobesteigung zu versuchen.


Ueli Steck

Erfolg am Cho Oyu

„Kann ich noch einen 8000er mit einem ähnlich guten Gefühl besteigen?“, fragte sich Ueli nach seinem Coup. „Ohne zu leiden, einfach nur spüren, wie alles aufgeht? Im Moment sehe ich das als Höhepunkt.“ Nach dem Gasherbrum II und dem Makalu war die Shishapangma der dritte Achttausender, den Ueli bestieg. Gestern ließ er Nummer vier folgen. Don Bowie berichtete per Satellitentelefon, dass er mit Steck den Gipfel des Cho Oyu erreicht habe.
Den Geschwindigkeitsrekord an der Eiger-Nordwand ist Ueli inzwischen los. Sein Schweizer Landsmann Daniel Arnold kletterte die Route der Erstbesteiger in zwei Stunden 28 Minuten und war damit 20 Minuten schneller als Steck.

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