George Lowe – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Drama am Siebentausender Latok I in Pakistan https://blogs.dw.com/abenteuersport/drama-am-siebentausender-latok-i-in-pakistan/ Thu, 26 Jul 2018 20:04:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41553

Gukovs Position am Nordgrat des Latok I (s. Pfeil)

Daumendrücken für Alexander Gukov! Nach Informationen von Anna Piunova von der Internetseite mountain.ru sitzt der 42 Jahre alte russische Bergsteiger am Nordgrat des 7145 Meter hohen Latok I im Karakorum auf einer Höhe von 6200 Metern fest. Gukov habe am Mittwoch einen Notruf  abgesetzt: „Ich brauche Hilfe. Ich muss evakuiert werden. Ich hänge ohne Ausrüstung in der Wand.“ Sein 26 Jahre alter Kletterpartner Sergey Glazunov sei beim Abseilen in den Tod gestürzt.  

Rettung am langen Seil?

Offenbar waren die beiden am Dienstag auf einer Höhe von knapp 7000 Metern umgekehrt. Wegen schlechten Wetters mit Regen und Schneefall konnte ein Rettungshubschrauber der pakistanischen Armee bisher noch nicht aufsteigen. Es soll versucht werden, Gukov am langen Seil vom Berg zu holen. Einige Bergsteiger haben angeboten, sich an der Rettungaktion zu beteiligen – darunter der Italiener Herve Barmasse und der Deutsche David Göttler, die sich in diesem Sommer an der Südwestwand des 7925 Meter hohen Gasherbrum IV versuchen. Sie müssten mit dem Hubschrauber zum Latok I geflogen werden.

Vor zwei Wochen aufgebrochen

Alexander Gukov (l., 2014 mit Aleksei Lonchinsky)

Am 12. Juli waren Gukov und Glazunov aufgebrochen, um den Nordgrat erstmals bis zum Gipfel zu klettern. Spitzenkletterer aus aller Welt haben sich an dieser Aufgabe schon die Zähne ausgebissen. Seit dem legendären ersten Versuch 1978, als die US-Amerikaner Jeff und George Henry Lowe, Michael Kennedy und Jim Donini  im Sturm rund 150 Meter unterhalb des Gipfels hatten umkehren müssen, sind rund 30 Versuche gescheitert, die Route zu meistern. Gukov hat in der Szene einen Namen. 2015 erhielt er mit seinem Landsmann Aleksei Lonchinsky  für ihre neue Route durch die Südwand des 6618 Meter hohen Thamserku in Nepal den Piolet d’Or, den „Oscar der Bergsteiger“.

Mit gebrochenen Knochen zurück aus der Nordwand

Andere Mitglieder  der russischen Expedition zum Latok I hatten versucht, die Nordwand zu durchklettern. Wegen Steinschlags waren sie umgekehrt. „Wir haben den Abstieg ins Basislager überlebt, aber Helm, Rippe und Knochen sind gebrochen“, meldete Victor Koval nach Russland. „Am Ende traf uns eine Lawine.“  Eine slowenische Expedition ist ebenfalls vor Ort, um die Nordwand anzugehen.  Die beiden deutschen Kletterer Thomas Huber (der ältere der beiden „Huberbuam“ – der jüngere, Alexander Huber, ist derzeit mit Fabian Buhl am 6166 Meter hohen Choktoi Ri unterwegs, ebenfalls im Karakorum) und Rainer Treppte sowie der Südtiroler Simon Gietl sitzen quasi auf gepackten Koffern. Auch ihr Ziel: die Nordwand des Latok I.

Update 27. Juli, 11 Uhr: Alexander Gukov hat sich erneut bei Anna gemeldet: „Verdammt! Wo kommen nur die ganzen Lawinen her? Ich kann mir nicht mal Wasser kochen.“ Inzwischen wird erwogen, den Bergsteiger vom Hubschrauber aus mit Material zu versorgen. Möglicherweise wäre Alexander dann noch in der Lage, selbstständig abzusteigen. Herve Barmasse schreibt aus dem Gasherbrum-Basislager: „Das schlechte Wetter setzt sich fort. Keine Chance zum Latok I zu fliegen.“

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Gelesen: Briefe vom Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/gelesen-briefe-vom-everest/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/gelesen-briefe-vom-everest/#comments Mon, 10 Jun 2013 13:22:07 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22137 Das 60-Jahr-Jubiläum der Erstbesteigung hat auf dem Buchmarkt eine regelrechte Lawine von Everest-Büchern ausgelöst, aus der ich mich erst peu à peu befreie. Ans Herz legen möchte ich euch heute George Lowes „Briefe vom Everest“. Dort gibt es das Abenteuer von 1953 aus erster Hand. Der Neuseeländer Lowe war ein enger Freund Edmund Hillarys. Ihm galten Eds legendäre erste Worte, nachdem er mit Tenzing Norgay vom Gipfel zurückkehrte: „George, wie knocked the bastard off!“ (George, den Bastard haben wir erledigt!) Lowe schrieb regelmäßig an seine älteste Schwester Betty. Diese hatte den Auftrag, per Hand je zwei Kopien der Briefe anzufertigen, für den Fall, dass das Original verloren gehen sollte. Weitere Kopien per Schreibmaschine gingen an enge Freunde. Ein früher Newsletter.

Über 20 Kilo auf dem Rücken

Lowes Briefe dokumentieren eindrucksvoll, wie gut die Expeditionsmannschaft als Team funktionierte. An keiner Stelle findet sich auch nur ein Anflug von Neid, weil George nicht zu einem der beiden Gipfelteams gehörte. Dabei leistete Lowe Außergewöhnliches, vor allem beim Spuren und Lastentransport in der Lhotse-Flanke, meist ohne Flaschensauerstoff. „Ich war erpicht darauf, auf den South Col zu gelangen“, räumt George allerdings ein. Vier Tage und fünf Nächte verbrachte er schließlich auf dem Südsattel und brachte eine Last von 22 Kilogramm hinauf zu Hillarys und Tenzings letztem Lager auf 8500 Metern. Hillary schulterte sogar 29(!) Kilo.

Bergnässer

Mit viel Humor und Selbstironie beschreibt Lowe das Expeditionsleben am Everest und lässt keinen Zweifel daran, dass er daran vor allem eines hatte: einen Riesenspaß. Schmunzeln musste ich über die von George zitierten Worte des Expeditionsleiters John Hunt, nachdem dieser völlig erschöpft aus einer Höhe von 8340 Metern zum Südsattel zurückgekehrt war: „Weißt du, was am schlimmsten ist, wenn man völlig kaputt ist? Man pinkelt sich in die Hose und kann nichts dagegen tun.“

Aus anderem Holz gestrickt

Ein Foto im Buch zeigt George Lowe auf dem Südsattel, nicht ausgezehrt wie die meisten anderen Bergsteiger in dieser großen Höhe, sondern freundlich lächelnd wie auf Sommerfrische – und das nach allen Strapazen, die schon hinter ihm lagen. Als alter Mann erlebte Lowe aus der Ferne auch noch die langen Schlangen von Bergsteigern auf der Everest-Normalroute mit. „Vielleicht ist das bis zu einem gewissen Grad unsere Schuld – wir öffneten ihnen die Tür, wiesen den Weg“, schreibt George im Nachwort, lässt aber gleichzeitig keinen Zweifel daran, dass er und seine Gefährten 1953 aus anderem Holz gestrickt waren. Sie hätten die Herausforderung auf eine „unverbildete Art“ angenommen: „mit Bedacht und Entschlossenheit, hoch erhobenen Hauptes, einen Schritt vor den anderen setzend.“ George Lowe starb – wie berichtet – am 20. März im Alter von 89 Jahren. Schön, dass seine Briefe in diesem Buch fortbestehen.

P.S. Ich würde gerne wieder im Wettbewerb um den „Online-Star 2013“ meinen Hut in den Ring werfen. Im letzten Jahr schaffte es „Abenteuer Sport“ unter die Top Ten der Blogs und landete dort schließlich im Mittelfeld. Die genaue Platzierung darf ich nicht bekannt geben :-(, weil nur die ersten drei veröffentlicht werden sollen. Es handelt sich um eine Publikumswahl. Wenn euch mein Blog gefällt, stimmt bitte für ihn. So geht’s: Auf die Wettbewerbsseite (hier) gehen und den Button „Zur Vorwahl“ drücken. Der Rest ergibt sich eigentlich von selbst. Die Kategorie wäre „Private blogs“ (im Gegensatz zu Commercial Blogs). Da müsstet ihr dann die Blog-Adresse http://blogs.dw.com/abenteuersport eingeben. Die Vorrunde endet am 30. Juni. Bitte weitersagen! Tausend Dank!

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/gelesen-briefe-vom-everest/feed/ 3
George Lowe ist tot https://blogs.dw.com/abenteuersport/george-lowe-ist-tot/ Fri, 22 Mar 2013 13:04:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20587

George Lowe (1924-2013)

Berühmt wurde George Lowe, weil ihm die ersten Worte galten. Als Edmund Hillary am 29. Mai 1953 mit dem Sherpa Tenzing Norgay vom Gipfel des Mount Everest zurückkehrte, lief ihnen Lowe vom Lager am 8000 Meter hohen Südsattel aus entgegen. Der Neuseeländer fragte seinen Freund Ed, wie es denn gelaufen sei. Hillarys berühmte Antwort: „Well George, we knocked the bastard off!“ Frei übersetzt: „Tja George, dem Mistkerl haben wir tüchtig eins aufs Maul gegeben!” George Lowe ist, wie jetzt bekanntgegeben wurde, bereits am Mittwoch in einem Pflegeheim in Ripley in der mittelenglischen Grafschaft Derbyshire gestorben. Der letzte Überlebende aus dem Everest-Team von 1953 wurde 89 Jahre alt. 

Freund und Seilpartner 

„Es ist ein trauriger Tag“, sagte Peter Hillary, der Sohn des 2008 verstorbenen Erstbesteigers Sir Edmund Hillary. Lowe sei „in den letzten Jahren sehr gebrechlich geworden – und war nicht mehr der unverwüstliche und redegewandte Mensch wie den Großteils seines Lebens lang.“ George Lowe und Edmund Hillary waren enge Freunde und Seilpartner. 1951 bestiegen sie gemeinsam erstmals den Siebentausender Mukut Parbat im indischen Teil des Himalaya. 1952 gehörten die beiden Neuseeländer auch zu der von Eric Shipton geleiteten britischen Expedition zum Achttausender Cho Oyu, bei der Material für die geplante Everest-Erstbesteigung getestet wurde. Über den Erfolg von 1953 drehte Lowe den preisgekrönten Film „The Conquest of Everest“. 

Nicht im Rampenlicht

Die Expedition hatte für George auch privat Folgen. Lowe heiratete Susan Hunt, die Tochter des Expeditionsleiters John Hunt. Das Paar hatte drei Söhne. Weitere Expeditionen führten George später nicht nur wieder in den Himalaya, sondern auch zum Südpol, nach Grönland oder auch nach Äthiopien. Im Gegensatz zu Edmund Hillary oder auch seinem Schwiegervater John Hunt stand Lowe selten im Rampenlicht. „Er hat sich nichts daraus gemacht“, sagte Georges zweite Ehefrau Mary. „Aber er hatte ein wundervolles Leben.“

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