Edmund Hillary – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Familienausflug auf den Mount Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/familienausflug-auf-den-mount-everest/ Sat, 10 Nov 2018 19:13:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42679

Die Hillary-Enkel Alexander, Lily und George (v.l.) in Auckland

Die Hillarys scheinen ein Everest-Gen in sich zu tragen. Edmund Hillary gelang 1953 mit dem Sherpa Tenzing Norgay die Erstbesteigung des höchsten Bergs der Erde. Sohn Peter stand 1990 und 2003 – gewissermaßen in den Fußstapfen seines Vaters – gleich zweimal auf dem 8850 Meter hohen Gipfel des Everest. Und in anderthalb Jahren, im Frühjahr 2020, könnten drei der sechs Enkel des Erstbesteigers folgen: Lily, Alexander und George Hillary.

 

An den Herausforderungen wachsen

Sir Edmund Hillary mit seinen Enkeln Lily, Alexander und George

„Es liegt uns im Blut“, sagte die 18 Jahre alte Lily über das Bergsteigen in einem Interview der Zeitung „New Zealand Herald“. „Wir genießen es wirklich. Aber mehr als um den Berg selbst geht es uns um die Leute, mit denen wir unterwegs sind und um die Herausforderungen, vor denen wir stehen.“ Diese Herausforderungen zu meistern und dabei etwas über sich selbst zu lernen, sei das gewesen, was ihr 2008 verstorbener Großvater am meisten gemocht habe, erzählt Lily: „Und ich kann definitiv sagen, dass es auch meine Lieblingsrolle ist.“

Trekking zum Basislager

Im nächsten Jahr will Lily mit ihrem Vater Peter, Mutter Yvonne und den Brüdern George und Alexander zum Everest-Basislager auf der nepalesischen Südseite des Bergs wandern. Der 26 Jahre alte George wird die Familien-Trekkinggruppe anführen. Vom Basislager aus können die Hillary-Enkel dann schon einmal am Everest schnuppern. Lily steht kurz vor ihrem Schulabschluss. Danach will sie mit ihrem Vater und ihren Brüdern „ernsthaft“ klettern gehen, „damit ich nicht am Seil hänge und das Team bremse oder das schwächste Glied der Kette bin“.

Zur Vorbereitung auf den Denali

2019 wollen die drei Hillary-Enkel als Vorbereitung auf den Everest den Denali besteigen, mit 6190 Metern der höchste Berg Nordamerikas. George und der 22 Jahre alte Alexander haben von den „Seven Summits“, den höchsten Bergen aller Kontinente, bereits den Kilimandscharo (Afrika), den Elbrus (Europa) und die Carstensz-Pyramide (Australien/Ozeanien) bestiegen.

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Selbst ein Icefall Doctor https://blogs.dw.com/abenteuersport/selbst-ein-icefall-doctor/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/selbst-ein-icefall-doctor/#comments Wed, 11 Jan 2017 13:13:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34673 Alex Txikon mit Aluleiter auf dem Rücken

Alex Txikon mit Aluleiter auf dem Rücken

Ein bisschen wie Edmund Hillary darf sich derzeit Alex Txikon am Mount Everest fühlen. Wie der Erstbesteiger aus Neuseeland und seine Mitstreiter 1953 muss auch der Baske aktiv dabei mithelfen, einen Weg durch den gefährlichen Khumbu-Eisbruch oberhalb des Basislagers zu finden und Material zu transportieren, das zur Sicherung der Route benötigt wird. Etwa Aluminiumleitern, um die tiefen Spalten des Eisbruchs zu überwinden. So eine Leiter ist mit etwa fünf Kilogramm Gewicht nicht allzu schwer, aber verdammt sperrig, wenn es gilt, damit durchs Eis zu klettern. Richtige Knochenarbeit, wie das Video zeigt, das der 35-Jährige heute aus dem Basislager geschickt hat:

Wie berichtet, will Alex mit seinem spanischen Landsmann Carlos Rubio versuchen, den Mount Everest erstmals seit 1993 wieder einmal im Winter zu besteigen – und das ohne Flaschensauerstoff. Zusammen mit neun Sherpas bahnen sich die beiden zunächst den Weg durch den Eisbruch. Bis zu vier Wochen Zeit hat Txikon für diese Arbeit veranschlagt.

Ziemlich exklusive Erfahrung

Wie zu Hillarys Zeiten ist die spanische Expedition derzeit die einzige am höchsten Berg der Erde. Was für ein Kontrast zum Frühjahr, wenn mehrere hundert Bergsteiger aus Dutzenden von kommerziellen Expeditionen das Basislager in eine Zelt-Kleinstadt verwandeln!

Gefährlicher Eisbruch

Gefährlicher Eisbruch

Wenn die zahlenden Kunden dort im April auf gut 5300 Metern Höhe eintreffen, haben die so genannten „Icefall Doctors“ die Route durch den Eisfall normalerweise bereits vorbereitet und gesichert. Dieses Team von meist acht Sherpas sorgt bis zum Ende der Saison Anfang Juni auch dafür, dass der Weg durch das Eislabyrinth begehbar bleibt. Ausgewählt und bezahlt werden diese Sherpas vom Sagarmatha Pollution Control Commitee (SPCC), einer Organisation, die sich ursprünglich nur um den Umweltschutz im Everest-Nationalpark kümmerte. Seit 2000 ist das SPCC im Auftrag der Regierung Nepals auch für die Route durch den Khumbu-Eisbruch zuständig. Im Frühjahr 2014 waren bei einer Lawine im Eisbruch 16 nepalesische Bergsteiger ums Leben gekommen.

Selbst wenn Alex Txikon den Gipfel auf 8850 Metern in diesem Winter nicht erreichen sollte – die Erfahrung, als Nicht-Sherpa als Icefall Doctor gearbeitet zu haben, hat er schon jetzt ziemlich exklusiv.

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Video: Messner über den Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/video-messner-everest/ Tue, 07 May 2013 15:03:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21517 Für alle unter euch, die Reinhold Messners Gedanken zum Mount Everest 60 Jahre nach der Erstbesteigung nicht nur lesen oder hören wollen, sondern ihn dabei auch anschauen wollen, habe ich einige seiner Aussagen zusammengeschnitten.

 

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Messner: Ampel am Hillary Step https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-messner-everest/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-messner-everest/#comments Mon, 06 May 2013 13:59:15 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21451

Reinhold Messner

Fragt den Erstbesten auf der Straße nach dem Namen eines berühmten Bergsteigers, und ihr werdet mit sehr großer Wahrscheinlichkeit die Antwort „Reinhold Messner“ erhalten. Obwohl seine Pioniertaten im Himalaya schon mehr als ein Vierteljahrhundert zurückliegen, ist der 68 Jahre alte Südtiroler nach wie vor im öffentlichen Bewusstsein sehr präsent. Dafür sorgt Messner auch selbst. Unermüdlich schreibt er Bücher, hält Vorträge, gibt Interviews – und polarisiert mit seinen Aussagen. Auch bei meinem Gespräch mit ihm anlässlich des bevorstehenden 60. Jahrestags der Everest-Erstbesteigung wurde Reinhold Messner gewohnt deutlich. Wundert euch nicht, dass ich ihn nicht nach dem jüngsten Zwischenfall am Everest gefragt habe. Wir haben uns vorher getroffen. (Seine Meinung dazu findet ihr, wenn ihr hier klickt.) 

Reinhold Messner, blicken wir zunächst zurück auf den 29. Mai 1953, als der Neuseeländer Edmund Hillary und der Sherpa Tenzing Norgay als erste Menschen den Gipfel des Mount Everest erreichten. Würden Sie sagen, dass dies eine außergewöhnliche Leistung zweier mutiger Bergsteiger war – oder doch eher eine Mannschaftsleistung? 

Es war schon in erster Linie eine britische Teamleistung, denn die Briten haben das Know-how und das Geld gebracht und eine riesige Vorarbeit geleistet. Von 1921 bis 1953 waren viele Expeditionen am Everest gescheitert. Allerdings muss man auch einen Teil des Erfolgs den Schweizern zuschreiben, die 1952 zwei Versuche mit Raymond Lambert gemacht hatten und sehr hoch hinaufgekommen waren. Auch Tenzing Norgay war damals schon dabei. Sonst, glaube ich, hätten es die Briten 1953 nicht geschafft. Aber man darf auch dazu sagen, dass der Gipfelerfolg der Gabe von Hillary zu verdanken ist, es zu wagen. Die Briten haben es ja selbst versucht und sind nicht hinaufgekommen. Und dann hat dieser junge schlaksige Neuseeländer gezeigt, dass er Lust hat und den Mut, es zu wagen, obwohl die anderen gescheitert waren. So ist es gelungen und es bleibt eine Sternstunde des Alpinismus. Dabei war Hillary nicht ein Spitzen-Extrembergsteiger, sondern ein klassischer Bergsteiger, der sehr viel Selbstverständlichkeit in sich trug. Typisch neuseeländisch.  

Der Erstbesteigung folgte die sportliche Phase in den 60er, vor allem aber dann den 70er und 80er Jahren. Neue schwere Routen, der Everest im Winter bestiegen. Und Ihnen gelang 1978 mit Peter Habeler die erste Besteigung ohne Atemmaske und dann 1980 der Alleingang, wieder ohne Flaschensauerstoff, mitten im Monsun. War der Everest für sie damals die ultimative Herausforderung? 

Nach der Durchsteigung der Südwestwand durch Doug Scott und Dougal Haston 1975 war mir klar, dass es nur noch darum geht, mit immer weniger Ausrüstung den Everest zu besteigen. Für mich wurde dann der Everest-Alleingang zum I-Tüpfelchen meiner Bergsteigerei: am höchsten Berg der Welt, in einer schlimmen Jahreszeit, dem Monsun, und so weit möglich noch auf neuer Route, natürlich ohne Sauerstoff. Ich war damals nahe daran zu sagen: ‚Jetzt reicht es mir mit den Achttausendern, höher kann ich eh nicht mehr. Ich gehe in die Antarktis.’ Aber da waren noch ein paar alte Ideen, die eine Fortsetzung des Verzichts-Alpinismus waren. Drei Achttausender hintereinander oder die Doppelüberschreitung. Die jungen Kerle wie Friedl Mutschlechner oder Hans Kammerlander haben gedrängt: ‚Das hast du mal gedacht, und das machen wir jetzt.’ Dann habe ich es organisiert, und wir haben es auch hingekriegt. Erst am Ende kam dann die Möglichkeit, alle 14 Achttausender zu besteigen. Bis 1980 waren sie ja zum Teil noch nicht zugänglich.   

Viel Verkehr auf der Normalroute

In den 90er Jahren begann dann das kommerzielle Bergsteigen am Everest, das bis heute alljährlich das Bild am höchsten Berg der Erde prägt. Wie sehen Sie den Everest heute, 60 Jahre nach der Erstbesteigung? 

Es ist immer noch der gleiche Berg. Der Sauerstoffpartialdruck ist immer noch der gleiche. Er ist auch immer noch relativ gefährlich. Ich nenne die heutige Phase den Pisten-Alpinismus. Das ist der große Unterschied. Bevor die Klienten dieser Reise-Unternehmer mit dem Aufstieg beginnen, steigen nicht nur Dutzende, sondern einhundert Sherpa auf und bereiten einen Klettersteig vor. Er ist besser vorbereitet als jeder Klettersteig in den Alpen. Dann folgen auf dieser Piste die Leute, wobei jede Schwierigkeit ausgeschlossen ist und die Gefahren minimiert werden – nicht auf Null gestellt, das ist nicht möglich.

Jetzt ist die Diskussion aufgekommen, ob man am Hillary Step, der einzig schwierigeren Stelle im oberen Bereich, eine Leiter hinstellen soll, wie seit 1975 auf der Nordseite am Second Step. Ich habe vorgeschlagen, man sollte vielleicht eine Ampel aufstellen wie in der Stadt, so dass man genau weiß, jetzt dürfen die einen hinauf-, die anderen heruntersteigen. Dann müssen sich die Bergsteiger auch an die Straßenverkehrsordnung halten, und es wird weniger Unfälle geben. Die sind nämlich durch das Chaos entstanden, durch das Warten und Herumstehen in der Kälte. Die Leute wurden unterkühlt und sind zum Teil auch da oben gestorben.   

Ich denke, durch diese Entwicklung hat sich auch der Typus der Bergsteiger am Mount Everest gravierend verändert. 

Ja, weil heute viele Leute dort unterwegs sind, die gar keine oder, sagen wir, keine erfahrenen Bergsteiger sind. Die wissen, es sind so viele Leute heraufgestiegen, also ist es möglich. Im Grunde ist der Everest für jeden, der einen leichten Viertausender in den Alpen bestiegen hat, möglich, wenn der Weg präpariert ist. Ich kann Ihnen garantieren, dass von den tausend Leuten, die jetzt dort sind, keine drei Klienten überhaupt losgehen würden, wenn der Berg nicht präpariert wäre. Man hat den Berg in Ketten, in Seile und Leitern gelegt, und deshalb ist er für alle zugänglich. Ob das nun richtig oder nicht richtig ist, ist mir relativ gleichgültig. Es hat mit klassischem Alpinismus nichts zu tun. Die Leute besteigen auch nicht Hillarys Everest und auch nicht meinen, sondern sie besteigen einen anderen Berg, wenn er auch geologisch derselbe ist.  

Wenn Sie dem Everest zum Jubiläum etwas wünschen könnten, was wäre das? 

Ich glaube, es ist zu spät. Der Everest ist inzwischen bereits ein banaler Berg geworden. Das ist schade, aber es gibt immer noch neue Routen zu machen. Es gibt immer noch die Möglichkeit, zusammenhängend Everest und Lhotse zu überschreiten. Zur Zeit sind zwei sehr gute Leute vor Ort (Denis Urubko und Alexei Bolotov), die versuchen, eine Südwestwand-Route zu klettern, rechts der Linie von Scott und Haston. Das ist sehr schwierig im oberen Teil. Wenn das im Alpenstil gelingt, bin ich der erste, der gratuliert – obwohl sie auf den viel berannten Everest kommen.

Ich glaube nicht, dass wir dem Everest jemals noch das Flair zurückgeben können, das er gehabt hat. Die besten Kletterer gehen generell nicht mehr zu den Achttausendern, sondern zu den schwierigsten Bergen der Welt, zu Sechs- oder Siebentausendern. Die haben alle Spielfelder offen. Aber es ist natürlich schade, dass die wirklich guten Leute weniger Möglichkeiten haben, ihre Expeditionen zu finanzieren, wenn so viel Aufmerksamkeit von den Everest-Touristen weggenommen wird. 

Machen Sie inzwischen einen Bogen um den Everest oder zieht es Sie doch noch dahin, mit all ihrer persönlichen Geschichte, die Sie mit diesem Berg verbinden? 

Ich bin nicht alle Jahre Everest-hungrig. Ich werde heuer dort sein, weil ich eine Dokumentation für das europäische Fernsehen machen soll. Ich werde nicht nur das Basislager besuchen, sondern mir das auch von oben anschauen. Nicht indem ich hinaufsteige, sondern indem wir diese riesigen Gruppen verfolgen.

Ich möchte dort nicht ungern auch mal eine konkrete Probe machen, wie es mit den Drogen steht. Ich bin gespannt, ob jemand den Urin abgeben will. Es gibt ja Aussagen, dass am Everest das Doping sozusagen auf Universitätshöhe wäre im Verhältnis zum Kindergarten Tour de France. So weit gehe ich nicht, aber dort misst niemand, ob jemand gedopt ist. Wir wissen ja heute, dass es im normalen Sport vor allem die Laien sind, die dopen, um ein bisschen schneller zu sein als im Vorjahr oder schneller auf den Everest zu steigen als seine eigene Sekretärin.

Mein Interesse seit langer Zeit ist die psychologische Sicht. Wie ticken wir? Ich nehme mich da nicht aus. Auch für mich war der Everest-Gipfel ein Fluchtpunkt der Eitelkeit. Mit dem Everest sind halt so viele Bilder, auch Klischees verbindbar. Ich habe für alle Verständnis, die auf den Everest hinauf wollen. Sie sollten nur den Mut haben, es genauso zu beschreiben, wie es ist, und es nicht nachher zu verfälschen – etwa indem man sich am Gipfel allein fotografieren lässt und die anderen 50 Leute werden aus dem Bild gestellt. Und dann tut man so, als wenn man allein oben gewesen wäre.

Oder man spricht vom Alpinstil, wenn die Leute auf dieser Piste hinaufsteigen. Das ist gar nicht möglich. Auch wenn jemand möchte und die Seile nicht anfasst, ist es nicht Alpinstil, weil die Seile da sind. Das hat vor allem mit der psychologischen Seite zu tun. Ich habe eine ganz andere Angst, wenn ich mutterseelenallein im Gipfelbereich des Everest bin und weiß, unter mir ist nichts, kein Sherpa, kein Zelt, kein Seil. Wenn ein Eisturm zusammenbricht, finde ich nicht mehr hinunter. Wenn ich weiß, die ganze Piste ist präpariert und bleibt unter Aufsicht von Spezialisten, eben der Sherpas, dann bin ich da oben viel weniger exponiert als ich es sonst wäre. Und die Exposition ist im Grunde der Schlüssel, der ein sportliches Tun zu einem Abenteuer macht.

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George Lowe ist tot https://blogs.dw.com/abenteuersport/george-lowe-ist-tot/ Fri, 22 Mar 2013 13:04:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20587

George Lowe (1924-2013)

Berühmt wurde George Lowe, weil ihm die ersten Worte galten. Als Edmund Hillary am 29. Mai 1953 mit dem Sherpa Tenzing Norgay vom Gipfel des Mount Everest zurückkehrte, lief ihnen Lowe vom Lager am 8000 Meter hohen Südsattel aus entgegen. Der Neuseeländer fragte seinen Freund Ed, wie es denn gelaufen sei. Hillarys berühmte Antwort: „Well George, we knocked the bastard off!“ Frei übersetzt: „Tja George, dem Mistkerl haben wir tüchtig eins aufs Maul gegeben!” George Lowe ist, wie jetzt bekanntgegeben wurde, bereits am Mittwoch in einem Pflegeheim in Ripley in der mittelenglischen Grafschaft Derbyshire gestorben. Der letzte Überlebende aus dem Everest-Team von 1953 wurde 89 Jahre alt. 

Freund und Seilpartner 

„Es ist ein trauriger Tag“, sagte Peter Hillary, der Sohn des 2008 verstorbenen Erstbesteigers Sir Edmund Hillary. Lowe sei „in den letzten Jahren sehr gebrechlich geworden – und war nicht mehr der unverwüstliche und redegewandte Mensch wie den Großteils seines Lebens lang.“ George Lowe und Edmund Hillary waren enge Freunde und Seilpartner. 1951 bestiegen sie gemeinsam erstmals den Siebentausender Mukut Parbat im indischen Teil des Himalaya. 1952 gehörten die beiden Neuseeländer auch zu der von Eric Shipton geleiteten britischen Expedition zum Achttausender Cho Oyu, bei der Material für die geplante Everest-Erstbesteigung getestet wurde. Über den Erfolg von 1953 drehte Lowe den preisgekrönten Film „The Conquest of Everest“. 

Nicht im Rampenlicht

Die Expedition hatte für George auch privat Folgen. Lowe heiratete Susan Hunt, die Tochter des Expeditionsleiters John Hunt. Das Paar hatte drei Söhne. Weitere Expeditionen führten George später nicht nur wieder in den Himalaya, sondern auch zum Südpol, nach Grönland oder auch nach Äthiopien. Im Gegensatz zu Edmund Hillary oder auch seinem Schwiegervater John Hunt stand Lowe selten im Rampenlicht. „Er hat sich nichts daraus gemacht“, sagte Georges zweite Ehefrau Mary. „Aber er hatte ein wundervolles Leben.“

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Auf Hillarys Spuren https://blogs.dw.com/abenteuersport/auf-hillarys-spuren/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/auf-hillarys-spuren/#comments Thu, 28 Apr 2011 10:36:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/04/28/auf-hillarys-spuren/ Als wir mit dem Forschungsschiff „Sonne“ im Hafen von Auckland anlegten, musste ich an Sir Ed denken. Ich hatte das Glück, Edmund Hillary, dem Erstbesteiger des Mount Everest, zweimal zu begegnen. Er war ein charismatischer Mann. Ich bewunderte ihn nicht nur für seine Pionierleistung 1953 (gemeinsam mit Tensing Norgay) am höchsten Berg der Erde, sondern vor allem dafür, dass er sich in den gut fünf Jahrzehnten danach selbstlos und unermüdlich für die Sherpas in Nepal einsetzte. Als Hillary 2008 starb, wurde er verbrannt. Ein kleiner Teil seiner Asche wird, von nepalesischen Mönchen mit Lehm zu Buddha-Bildnissen geformt, bald in einem Stupa, einer buddhistischen Gedenkstätte, untergebracht. Die meiste Asche jedoch wurde nach Eds Willen im Hafen von Auckland verstreut.


Erinnerung an Sir Ed: ein von ihm unterschriebener Fünf-Dollar-Schein

„Das war auch schon mit der Asche seiner Mutter so gemacht worden“, erzählt Hillarys Sohn Peter, den ich in seinem Haus in Auckland besuche (das vollständige Interview könnt ihr unter dem Artikel anhören). „Die Stadt war das Basislager für seine Expeditionen. Er war definitiv ein Aucklander.“ In der größten Stadt Neuseelands lagen Sir Edmund Hillarys Wurzeln, hier arbeitete er vor seiner Bergsteiger-Karriere als Imker, hierhin kehrte er immer wieder zurück.

Nicht zu ersetzen

Gut drei Jahre sind seit Hillarys Tod vergangen. Seine Stiftung für die Sherpas, der „Himalayan Trust“, lebt fort, stehe, so Peter, allerdings vor großen Herausforderungen. Sein Vater sei nicht zu ersetzen, man denke über neue Strukturen nach. „Er war halt die treibende Kraft dahinter. Dank seiner Energie ist ein weltweites Netzwerk von Stiftungen entstanden, unter anderem in Deutschland.“ Die Arbeit müsse weitergehen, denn abgesehen vom Everest-Gebiet lebe der durchschnittliche Nepalese noch immer „in etwa so wie die Menschen in den dunkelsten Zeiten Europas“.

Wie Neil Armstrong

Ich will von Peter wissen, ob sein Vater es nicht irgendwann leid gewesen sei, Tag für Tag, Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt immer dieselbe Geschichte erzählen zu müssen, jene vom Gipfeltag am Mount Everest. „Er war selbst überrascht, dass die Leute wieder und wieder diese große Geschichte hören wollten. Aber Neil Armstrong ist auch immer nur nach der Mondlandung gefragt worden“, sagt Peter. „Die Symbolkraft dieser beiden Leistungen ist kolossal.“ Nicht jeder werde deshalb Extrembergsteiger oder Astronaut. „Aber die Menschen wissen, dass es genauso möglich ist, den Gipfel des Everest oder den Mond zu betreten, wie hier in Auckland einen Airbus A 380 zu besteigen und in einem bequemen Sitz nach Europa zu fliegen. Dieses Wissen gibt einfach Kraft.“


Peter Hillary in Auckland

Mache deine Lehre!

Peter lebt mit seiner Familie in Epsom, einem Vorort der Millionenstadt Auckland. Sein Haus ist gemütlich, es atmet menschliche Wärme. Direkt hinter dem Gartenzaun liegt ein Park, in dem der 56-Jährige täglich seine Runden dreht. „Ein bisschen langsamer als früher, aber ich laufe noch“, sagt Peter Hillary grinsend. Er ist früh in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Über 40 Expeditionen hat der sympathische Neuseeländer hinter sich. Zweimal, 1990 und 2002, bestieg der Sohn des Erstbesteigers den Mount Everest.
Das kommerzielle Treiben dort sieht Peter mit gemischten Gefühlen. Einerseits verurteilt er die „Heuchelei“, dass mit dem Everest kein Geld verdient werden dürfe, „während wir in Bayern, Chamonix oder auf der Südinsel Neuseelands mit der Alpin-Industrie Hunderte von Millionen Euro oder Dollar scheffeln“. Andererseits beklagt Peter, dass am Mount Everest Leute unterwegs seien, die dort nicht hingehörten. „Wenn jemand keine Erfahrung als Bergsteiger hat und die Eiger-Nordwand besteigen will, sage ich ihm doch auch: Geh\‘ erst mal in den Alpen, im Yosemite-Valley oder in Alaska klettern und komme in fünf Jahren wieder! Mache deine Lehre!“

Kaffeefahrt

2008, im Todesjahr seines Vaters, bestieg Peter mit dem Mount McKinley in Alaska den letzten der „Seven Summits“. Die Sammlung der höchsten Berge aller Kontinente sei nur ein geographisches Abenteuer, winkt Peter ab. „Unter Bergsteigern nennen wir das eine Kaffeefahrt.“ An den Abenteurer-Ruhestand denkt der Sohn Sir Edmund Hillarys noch lange nicht. Bald will er in die Antarktis aufbrechen, Projekte an nicht ganz so hohen Bergen im Himalaya stehen ebenfalls auf Peters Programm. „Solange ich noch um diesen Park hier in Auckland rennen kann, werde ich auch auf Expeditionen gehen.“ Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

Interview mit Bergsteiger Peter Hillary

P.S.: Wer Geld übrig hat und es sinnvoll spenden will: Die Sir Edmund Hillary Stiftung Deutschland (Spendenkonto Nr. 620 621 011, Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, BLZ 711 525 70) freut sich.


Sonnenaufgang heute: ohne Sonne, mit Möwe

P.P.S. Morgen besteige ich in Auckland zwar keinen A 380, aber ein Flugzeug Richtung Europa. Ich melde mich dann wieder, wenn ich zurück bin und den Jetlag ausgeschlafen habe.

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