Auswärtiges Amt – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Bitte etwas differenzierter! https://blogs.dw.com/abenteuersport/reisewarnungen-nepal-bitte-differenzierter/ Wed, 17 Jun 2015 12:15:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29879 Feier in Bhaktapur

Feier in Bhaktapur

Wann kann man nach einem Ausnahmezustand wieder von Normalität reden? Das hängt offenkundig von der Art der Wahrnehmung ab. Jetzt, sagt die Regierung Nepals. Noch lange nicht, suggerieren die meisten westlichen Regierungen über ihre Reisewarnungen.  „Nepal ist sicher, machen Sie sich keine Sorgen! Das ist heute unsere klare Botschaft“, verkündete Anfang der Woche Bhesh Narayan Dahal, Chef der Regierungsbehörde, die für die Erhaltung der Weltkulturerbe-Stätten Nepals zuständig ist. Mit einer Feier wurden Tempelanlagen in Kathmandu, Patan und Bhaktapur, die beim Erdbeben am 25. April schwer beschädigt worden waren, wieder für Besucher freigegeben. So ganz geheuer scheint das aber selbst der Regierung noch nicht zu sein. Für Besucher der Anlagen stehen jedenfalls Helme bereit. „Wir bitten die Menschen dringend, Urlaub in Nepal zu machen, um dem Land dabei zu helfen, wieder auf die Füße zu kommen“, sagte der neue Tourismusminister Kripa Sur Sherpa bei der Feier in Bhaktapur.

Katastrophe nach der Katastrophe

Auf der Annapurna-Runde

Auf der Annapurna-Runde

Das Land ist auf die Einnahmen aus dem Tourismus dringend angewiesen. Wenn er massiv einbricht, wäre das die Katastrophe nach der Katastrophe. Sie ist vermeidbar. Schließlich gibt es Trekkinggebiete in Nepal, die von dem Erdbeben kaum betroffen waren. Das gilt etwa für das Dolpo-Gebiet im Westen des Landes, für den überwiegenden Teil der Annapurna-Runde, das Kangchendzönga-Trekking oder auch die Route zum Everest-Basislager, die nach allem, was man hört, im Herbst wieder problemlos begehbar sein dürfte. Einzig die Trekkingrouten in den besonders hart getroffenen Regionen Langtang und Gorkha dürften vorerst aus dem Rennen sein.

Reisewarnungen kaum aktualisiert

Ein nach den verschiedenen Regionen Nepals differenziertes Bild der Lage sucht man auf den Internetseiten der meisten westlichen Regierungen vergeblich. So raten die Außenministerien der USA, Kanadas, Großbritanniens, Österreichs und Deutschlands weiterhin von nicht unbedingt nötigen Reisen nach Nepal ab. Und das teilweise schon seit Wochen in unveränderter Form. Die Reisewarnung der US-Regierung wurde zuletzt am 1. Mai aktualisiert, jene Österreichs am 7. Mai – und die Deutschlands am 26. Mai, also vor gut drei Wochen.

Ich habe beim Auswärtigen Amt nachgefragt, ob daran gedacht sei, eine differenziertere Beurteilung der Lage zu veröffentlichen und wenn ja, wann. Eine, wie ich fand, eigentlich klare Frage. Die Antwort fiel nicht gerade konkret aus. „Die Reise- und Sicherheitshinweise sowie gegebenenfalls Reisewarnungen (…) basieren auf allen dem Auswärtigen Amt verfügbaren und für vertrauenswürdig erachteten Informationen“, hieß es aus Berlin. Reisende sollten in die Lage versetzen werden, „eigenständig zu entscheiden, ob sie eine Reise unternehmen oder nicht. Das Auswärtige Amt überprüft die Reise- und Sicherheitshinweise, auch die für Nepal, regelmäßig. Aktuelle Ereignisse (…) werden unverzüglich berücksichtigt.“

Dominik Müller: „Kunden werden extrem verunsichert“

Trekkingroute zum Mount Everest

Trekkingroute zum Mount Everest

Wäre es wirklich so, dürften sich Lage und Kenntnisstand in Nepal in den vergangenen drei Wochen nicht oder nur wenig verändert haben. Dabei wird doch täglich klarer, welche Gebiete vor allem von den Erdstößen getroffen wurden und welche einigermaßen glimpflich davongekommen sind. Außerdem wird mit Hochdruck daran gearbeitet, Straßen und auch Trekkingpfade wieder instandzusetzen. „Es gibt in Nepal viele Regionen, die uneingeschränkt zu bereisen sind und in denen es so gut wie keine Beschädigungen gibt“, schreibt mir Dominik Müller, Chef des deutschen Expeditions- und Trekkingveranstalters Amical alpin. „Durch solche pauschalen Reisewarnungen werden Kunden extrem verunsichert. Nepal, der Reisebranche und den Veranstaltern ist damit nicht geholfen. Mit Sicherheit wird jeder seriöse Veranstalter keine Kunden in gefährdete Gebiete senden, aber aus heutiger Sicht sind viele Teile Nepals gut, sicher und fast ohne Einschränkungen zu bereisen.“ So könnte Amical im Herbst alle vor dem Erdbeben angebotenen Trekkings und Expeditionen umsetzen – „soweit sich eben Kunden für eine Reise nach Nepal entscheiden.“

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Nepal ruft. Wer kommt? https://blogs.dw.com/abenteuersport/nepal-ruft-wer-kommt/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/nepal-ruft-wer-kommt/#comments Thu, 21 May 2015 12:29:58 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29629 Trümmer, wo einst Langtang Village stand

Trümmer, wo einst Langtang Village stand

Etwa 100 Sekunden reichten, um Nepal von einem Traumland in ein Alptraumland zu verwandeln. Das Erdbeben am 25. April hinterließ eine Spur der Verwüstung. In einigen Gebirgsregionen lösten die Erdstöße Geröll-, Matsch-, Eis- oder Schneelawinen aus, die ganze Dörfer dem Erdboden gleich machten. Nach Angaben der Regierung Nepals wurden bei dem Haupt- und den zahlreichen Nachbeben rund 500.000 Häuser komplett zerstört. Die Behörden registrierten bisher mehr als 8600 Tote, unter den Opfern waren auch fünf deutsche Touristen. Vier weitere Deutsche würden noch vermisst, bestätigte mir heute ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Viele Tote, die tief unter Schutt- oder Geröllbergen begraben liegen, werden wohl niemals geborgen werden können. Eine Tragödie.

Über eine Million Jobs im Tourismus

„Das Leben muss weitergehen“, sagt Ganga Sagar Pant, Geschäftsführer des Verbandes der nepalesischen Trekkingagenturen (TAAN). „Unsere touristischen Attraktionen sind immer noch da: die Berge, die Flora und Fauna, der Dschungel, die Trekkingpfade.“

Auf der Annapurna-Runde

Auf der Annapurna-Runde

In Nepal, das zu den 20 ärmsten Ländern der Welt zählt, ist der Tourismus eine der wichtigsten Einnahmequellen. Mehr als eine Million Jobs hängen direkt oder indirekt am Geschäft mit den Urlaubern. Das deutsche Außenministerium rät derzeit noch von „nicht notwendigen Reisen nach Nepal ab, da Infrastruktur und Versorgung infolge der Erdbebenkatastrophe nach wie vor überlastet sind. Dies gilt insbesondere für Reisen in das Langtang-Tal und Gebiete des Annapurna, die anhaltend von weiteren Erdrutschen bzw. Schneelawinen bedroht sind.“

Regierung: Hauptziele „sicher und intakt“

Die Regierung in Kathmandu hat eine Kampagne gestartet, um zu verhindern, dass der Tourismus vollends einbricht. Mit Blick auf die diesjährige Herbstsaison habe man die wichtigsten Reiseziele des Landes auf Erdbebenschäden überprüft, teilte das Tourismusministerium mit: „Sie sind sicher und intakt.“ Das gelte auch für die beliebtesten Trekkingrouten wie die Annapurna-Runde oder jene im Everest-Gebiet. „Wir ermutigen alle Touristen, Nepal zu besuchen und damit den Menschen in Nepal zu helfen, die durch die Verwüstung in Not geraten sind.“

Die meisten Routen sind passierbar

Leben in Trümmern

Leben in Trümmern

„Wir sehen das ganz differenziert und bewerten jede Region und Route einzeln“, schreibt mir Manfred Häupl, Chef des deutschen Trekking- und Expeditionsveranstalters Hauser Exkursionen. „Man kann nicht einfach sagen, Nepal ist sicher und intakt – dafür sind die Schäden zu groß. Allerdings wird an manchen Stellen auch übertrieben. Mir liegen Zahlen zwischen 25 und 70 Prozent Zerstörung der UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten in Nepal vor. Welcher soll man glauben?“ Dominik Müller, Chef des Veranstalters Amical alpin, verweist auf Informationen aus Nepal, nach denen nur zwei der 35 populärsten Trekkingrouten nach dem Beben unpassierbar seien. Eine davon sei jene im besonders schwer getroffenen Gebiet Langtang. Um welche andere es sich handle, wisse er noch nicht sicher, sagt Dominik. „Ich warte noch auf Rückmeldung aus Nepal.“ Dort halten sich derzeit auch zwei führende Vertreter des Veranstalters DAV Summit Club auf, um sich vor Ort ein Bild von der Lage nach dem Erdbeben zu machen. Anfang Juni wolle der Summit Club dann die Kunden informieren, schreibt mir Christoph Schnurr, Leiter des Produktmanagements.

Bisher wenige Stornierungen

Die Chefs von Hauser und Amical gehen davon aus, dass sie die meisten der für den Herbst angebotenen Trekkingtouren auch umsetzen können – wenn nicht zu viele Kunden abspringen. Einen solchen Trend gebe es derzeit aber noch nicht. „Wir haben sehr wenige Stornierungen. Viele warten noch ab, wie sich ihre Region darstellt“, schreibt Hauser-Inhaber Manfred Häupl. Es gebe auch Neubuchungen unter ausdrücklichem Hinweis der Kunden auf ihre Solidarität mit Nepal. Die meisten würden jedoch erst im Sommer buchen. „In den letzten Tagen häufen sich die Rückfragen bei uns im Büro“, sagt Amical-Chef Dominik Müller. „Die Stimmung ist geteilt. Die einen sehen es eher kritisch, sie wollen sich dem Leid in Nepal nicht aussetzen. Die anderen –  und das ist der größere Teil – wollen auf alle Fälle im Herbst und auch in Zukunft in das Land reisen. Ich persönlich denke, dass man Nepal am besten helfen kann, wenn man die geplante Reise im Herbst antritt bzw. durchführt. Damit gibt man den Menschen in Nepal wieder eine Aufgabe, Hoffnung und letzten Endes auch dem ‚kleinen Mann‘ auf direktem Wege finanzielle Mittel.“

P.S.: Nepal braucht auch weiterhin Spenden. Drei Kontoverbindungen findet ihr auf der rechten Seite meines Blogs, wenn ihr auf das Bild mit der Aufschrift „Don’t forget Nepal“ drückt.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/nepal-ruft-wer-kommt/feed/ 1
Am Nanga Parbat kein Risiko gehen https://blogs.dw.com/abenteuersport/angriff-nanga-parbat-folgen/ Mon, 24 Jun 2013 14:18:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22303

Westseite des Nanga Parbat

Der Mordanschlag am Nanga Parbat hinterlässt selbst Pakistan-Kenner fassungslos. „Wir sind davon kalt erwischt worden“, sagt mir Eberhard Andres, beim Trekking-Veranstalter Hauser Exkursionen für Reisen nach Pakistan zuständig. „Es war wirklich das allererste Mal, dass so etwas vorgefallen ist.“ Terroristen der Taliban hatten das Basislager an der Westflanke des Nanga Parbat angegriffen und nach neuen Informationen elf Bergsteiger erschossen: drei Ukrainer, drei Chinesen, zwei Slowaken, einen Litauer, einen Nepalesen und einen Pakistaner. Der Anschlag habe „eine komplett neue Qualität“, meint Dominik Müller, Chef der Agentur Amical Alpin. Auch der Schweizer Expeditionsveranstalter Kari Kobler ist geschockt: „Man hat schon gewusst, dass Pakistan ein heißes Pflaster ist. Aber doch nicht im Norden.“  Alle rechnen mit negativen Folgen für den Bergtourismus in Pakistan, der nach mageren Jahren in Folge der unsicheren Lage gerade erst wieder auf die Füße gekommen war. 

Expedition 2014 wird gestrichen 

„Das verändert natürlich die ganze Lage“, sagt Kari Kobler. „Das ist schlecht für Pakistan.“ Er habe gehört, dass die Armee jetzt 70.000 weitere Soldaten in die Region schicke. „Aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Zum Glück habe er derzeit keine Kunden am Nanga Parbat. Kobler zieht Konsequenzen.. „Wir werden die für 2014 geplante Expedition zu dem Berg aus dem Programm schmeißen. Das kannst du nicht machen.“

Kurzfristig muss Hauser reagieren. Am 8. Juli sollte eine Trekkinggruppe nach Pakistan starten, um den Achttausender zu umrunden. „Das macht keinen Sinn, jetzt am Nanga Parbat Risiko zu gehen“, sagt Eberhard Andres. „Das können wir uns nicht leisten.“ Er stehe mit den Kunden in Kontakt, um nach Alternativen zu suchen. „Es wäre aber falsch zu sagen, wir machen Pakistan jetzt für Jahre zu.“ Für 2013, so Andres, sei das Land „hervorragend gebucht“ gewesen. Die faszinierende Bergwelt Pakistans habe unter Trekkern zunehmend als Geheimtipp gegolten und als Alternative zu den klassischen Routen in Nepal. „Es hat sich herumgesprochen, dass man vor Ort nicht das Gefühl hatte, gefährdet zu sein.“ 

Polizei-Eskorte auf Karakorum Highway

Doch genau dieses Gefühl dürfte jetzt, zumindest am Nanga Parbat, abhanden gekommen sein. „Wir müssen abwarten, was die Regierung macht“, sagt Dominik Müller. Der Amical-Chef war vor drei Jahren letztmals am Nanga Parbat unterwegs und empfand die Lage im Diamir-Tal als problematisch. „Die Clans haben schon damals untereinander Stress gehabt.“ Dort gebe es keine Militärposten. „Uns war ein Offizier zugeteilt, der uns aber nicht zum Berg begleitet hat.“ Aufgrund seiner Erfahrungen hatte Müller den Nanga Parbat nicht ins Programm für 2013 aufgenommen. „Die Region war mir zu heiß.“ In diesem Jahr hätten alle Expeditionsgruppen, die auf dem Karakorum Highway nach Norden gefahren seien, erstmals in der Gegend um die Stadt Chilas nahe dem Nanga Parbat Polizei-Eskorten erhalten. 

Nach Möglichkeit per Flugzeug 

Die Veranstalter machen darauf aufmerksam, dass die Lage weiter im Norden, rund um die anderen Achttausender Pakistans, sicher sei. Die Agenturen vor Ort versuchten jetzt, alle Bergsteiger und Trekkingtouristen von Islamabad aus – statt mit Bussen über den Karakorum Highway – direkt per Flugzeug in die Stadt Skardu und auch zurück zu bringen. Das Auswärtige Amt hat nach dem Anschlag vom Nanga Parbat eine „Teilreise-Warnung“ ausgegeben. Das Außenministerium in Berlin rät, „sich vor Reisen nach Gilgit-Baltistan bei den pakistanischen Reiseveranstaltern und Behörden umfassend über die aktuelle Sicherheitslage zu informieren.“

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