Auer – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Suche nach Gerry Fiegl eingestellt https://blogs.dw.com/abenteuersport/suche-nach-gerry-fiegl-eingestellt/ Tue, 03 Nov 2015 10:17:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31035 Gerhard Fiegl (1988-2015)

Gerhard Fiegl (1988-2015)

Aus den schlimmsten Befürchtungen ist traurige Gewissheit geworden. Der österreichische Bergsteiger Gerhard, genannt Gerry Fiegl, kehrt nicht mehr zurück. Die Suche nach dem 27-Jährigen sei eingestellt worden, informiert mich Reiner Gerstner, Unternehmenssprecher des Outdoor-Sportartikelherstellers Salewa. Fiegl gehörte seit acht Jahren zum Salewa-Athletenteam, um das sich Gerstner kümmert: „Nach Informationen aus Nepal bestand keine Hoffnung mehr, Gerry noch lebend zu finden.“ In den letzten Tagen seien in der Annapurna-Region ein bis anderthalb Meter Neuschnee gefallen. Am Montag vergangener Woche war Fiegl beim Abstieg vom 6839 Meter hohen Nilgiri South mehrere hundert Meter tief abgestürzt. Gerry hatte zuvor zusammen mit seinen Landsleuten Hansjörg Auer und Alexander Blümel erstmals die schwierige Südwand des Bergs durchstiegen, an der in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Expeditionen gescheitert waren. „So nahm eine bis dahin erfolgreiche Expedition ein tragisches Ende“, sagt Gerstner. „Wir trauern um einen Freund. Gerry war ein Großer.“

Nonstop auf den Fitz Roy

Gerhard im August 2015 in den Wendenstöcken im Wallis

Gerry in den Wendenstöcken (August 2015)

Gerhard Fiegl gehörte zu den Besten der jungen österreichischen Bergsteiger-Generation. 2014 kletterte Gerry zusammen mit seinem Südtiroler Freund Simon Gietl nonstop in nur 21,5 Stunden auf den Gipfel des legendären Granitbergs Fitz Roy in Patagonien. Nach 31,5 Stunden waren die beiden wieder zurück am Ausgangspunkt. Auch mit seinen Partnern vom Nilgiri South gelangen Fiegl spektakuläre ambitionierte Touren. So eröffnete Gerry mit Alex Blümel 2013 eine neue Felskletter-Route am Gargoyle in Alaska und im Frühjahr 2015 mit Hansjörg Auer im heimatlichen Ötztal eine ambitionierte Mixed-Route. Im Sommer hatte Fiegl seine Bergführer-Ausbildung abgeschlossen.

„Es mag abgedroschen klingen, aber das Wichtigste im Leben sind nicht Berge, Klettertouren und Schwierigkeitsgrade, sondern Gesundheit und Zufriedenheit“, schrieb Gerry. „Jeder von uns weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, gesund und fit zu sein, sondern dass sich diese Situation von einer Sekunde auf die nächste ändern kann.“ R.I.P., oder wie die amerikanischen Bergsteiger sagen: Climb on.

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Goldener Pickel für Ueli? https://blogs.dw.com/abenteuersport/vor-pioletdor-gala-2014/ Fri, 28 Mar 2014 15:15:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25593 piolet-dorDieser Oscar ist ein Pickel. Ein goldener Eispickel. Am Samstagabend wird in Courmayeur, auf der italienischen Seite des Mont Blanc, der Piolet d’Or verliehen , der „Oscar der Bergsteiger“.  Oder werden wieder sechs Pickel vergeben, wie 2013? Vor einem Jahr hatte die Jury alle nominierten Teams mit der begehrten Auszeichnung bedacht, was gegenüber den Beteiligten zwar nett war, die ganze Veranstaltung aber eher ad absurdum geführt hatte. In diesem Jahr leitete der frühere US-Spitzenkletterer George Lowe die sechsköpfige Jury. Zu ihr gehörten außerdem Frankreichs legendäre Kletterin Catherine Destivelle, der russische Top-Bergsteiger Denis Urubko, der koreanische Bergsteiger Sungmuk Lim sowie die Publizisten Karin Steinbach aus Deutschland und Erri de Luca aus Italien. Sie haben fünf erfolgreiche Bergprojekte für den Piolet d’Or nominiert, ein weitere Besteigung wird außer Konkurrenz „besonders erwähnt“. Im Gegensatz zu 2013 gibt es diesmal unter den fünf Kandidaten einen eindeutigen Favoriten.

Meilenstein im Himalaya-Bergsteigen

Ueli Steck In der Annapurna-Südwand

Ueli Steck In der Annapurna-Südwand

Gemessen an den Schlagzeilen, die sein Erfolg weltweit produzierte, dürfte es eigentlich keinen anderen Gewinner geben als Ueli Steck. Der Schweizer hat mit seiner Solo-Durchsteigung der Annapurna-Südwand im Oktober 2013 einen Meilenstein im Himalaya-Bergsteigen gesetzt. Der 37-Jährige brauchte für Auf- und Abstieg nur 28 Stunden. Ueli vollendete am gefährlichsten der Achttausender die schwierige Route, die die Franzosen Pierre Béghin und Jean-Christophe Lafaille 1992 bis auf eine Höhe von 7300 Metern eröffnet hatten, ehe schlechtes Wetter sie zur Umkehr gezwungen hatte. Béghin war beim Abstieg in den Tod gestürzt.

Die Franzosen Stéphane Benoist and Yannick Graziani wiederholten Stecks Route nur zwei Wochen später bei schwierigen Verhältnissen, wofür sie bei der Piolet-d’Or-Gala am Samstag mit einer „besonderen Erwähnung“ geehrt werden.

Vier weitere Hochkaräter

Am Gipfel des Kunyang Chhish East

Am Gipfel des Kunyang Chhish East

Auch die neben Stecks Solo-Besteigung der Annapurna nominierten vier anderen Projekte hatten es wirklich in sich. Die beiden Tschechen Marek Holecek und Zdenek Hruby durchstiegen im Alpinstil erstmals die Nordwand des 7439 Meter hohen Talung in Indien. Den beiden österreichischen Brüdern Hansjörg und Matthias Auer und ihrem Schweizer Freund Simon Anthamatten gelang im Karakorum die Erstbesteigung des 7400 Meter hohen Kunyang Chhish East über die Südwestwand. Die Kanadier Raphael Slawinski und Ian Welsted eröffneten am 7040 Meter hohen K 6 im Karakorum eine elegante Linie durch die Nordwestwand. Nicht ganz so hoch, aber darum nicht weniger spektakulär kletterten der US-Amerikaner Mark Allen und der Neuseeländer Graham Zimmerman. Sie bestiegen den 3052 Meter hohen Mount Laurens in Alaska erstmals über den Nordpfeiler und den Nordgrat. 

Piolet d’Or für Roskelleys Lebenswerk   

Roskelley 1979 am Gaurishankar

Roskelley 1979 am Gaurishankar

Ein Preisträger steht schon fest. Heute abend erhält in Chamonix der US-Amerikaner John Roskelley den Goldenen Eispickel für sein Lebenswerk als Bergsteiger. Der heute 65-Jährige hatte vor allem in den 1970er Jahren im Himalaya und Karakorum für Furore gesorgt. So gehörte Roskelley 1977 zu den Erstbesteigern des Großen Trango-Turms (6782 Meter) und ein Jahr später zu der US-Expedition, die am K 2 eine neue Route über den Nordostgrat eröffnete.

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Berggespräche und ein Enzian https://blogs.dw.com/abenteuersport/ims-berggespraeche-und-ein-enzian/ Sat, 19 Oct 2013 22:23:27 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23879

Auf dem Weg zur Pfannspitze

Das Schöne bei den Wanderungen während des International Mountain Summit in Brixen ist, dass du reich belohnt wirst: Mit tollen Fernblicken, anregenden Gesprächen mit bekannten Bergsteigern, aber auch mit den anderen Teilnehmern. In der Regel kehre ich von jedem IMS Walk mit mindestens einer Geschichte mehr ins Tal zurück, als ich vorher kalkuliert habe. Wieder einmal ist die 2505 Meter hohe Pfannspitze das Ziel, auf deren Gipfel du ein beeindruckendes 180-Grad-Panorama genießen kannst. Ich habe mich daran auch nach mittlerweile drei Aufstiegen noch nicht satt gesehen.

Um Viktors willen

Catherine Destivelle und Hansjörg Auer

Mit Catherine Destivelle steigt eine echte Kletterlegende mit zur Pfannspitze auf. Die sympathische Französin sorgte von Ende der 1980er bis Mitte der 90er Jahre für Furore. Damals gehörte sie im Sportklettern und Bergsteigen zur Weltelite. 1996 zog sich Destivelle nach einem schweren Sturz in der Antarktis aus der Kletterszene zurück. Sie heiratete und brachte Sohn Viktor zur Welt. „Ich war wie eine Glucke“, erzählt Catherine. „Ich wollte ihn nicht allein lassen, meine Tage mit ihm teilen. Ich wollte in erster Linie sicherstellen, dass mein Sohn glücklich ist.“ Die heute 53-Jährige klettert weiterhin, aber bei weitem nicht mehr so riskante Routen wie zuvor.

Je schwerer, desto besser

Das unterscheidet sie von Hansjörg Auer. Dem 29 Jahre alten Österreicher kann es gar nicht schwer genug sein. In diesem Sommer hat er mit seinem Bruder Matthias und dem Schweizer Simon Anthamatten – wie berichtet – den 7400 Meter hohen Kunyang Chhish East erstbestiegen, über eine äußerst anspruchsvolle Route durch die Südwand des Bergs. „Mir ist es auf 7000 Metern besser gegangen, wenn es technisch schwieriger war“, sagt Hansjörg. „Pures Schneestapfen finde ich fast mühsamer.“  Auer und seine beiden Freunde waren zu der Zeit an „ihrem“ Berg im Karakorum, als 120 Kilometer entfernt, am Nanga Parbat, Terroristen elf Bergsteiger erschossen.  Schnell erreichte die Nachricht auch das kleine Team um Auer: „Wir haben das beim Klettern so gut wie möglich verdrängt“, erinnert sich Hansjörg. „Aber hinterher haben wir unsere Besteigung den Opfern vom Nanga Parbat gewidmet.“

Nicht Bergrenner, sondern -brenner

Hubsi Ilsanker

Einer fällt in unserer Wandergruppe gleich doppelt aus der Reihe. Zum einen hat er statt eines Rucksacks einen Instrumentenkoffer geschultert. Dreimal im Verlaufe des Tags öffnet er ihn, nimmt eine Posaune heraus, bläst auf ihr eine Alpenweise und beendet seinen Vortrag mit einem lauten Juchzer. Zum anderen ist er der einzige, der bei einer Temperatur am Morgen von fünf Grad mutig eine kurze Krachlederne trägt. Auf den Querriegel seines Hosenträgers ist die Aufschrift „Bergbrenner“ gestickt. Genau das macht Hubert genannt „Hubsi“ Ilsanker. Der 43-Jährige Berchtesgadener gräbt Wurzeln aus und brennt sie zu Schnaps – nicht im Tal, sondern in einer von vier Brennhütten am Berg. Fast 400 Jahre ist diese Tradition alt. Wie ein Almbauer verbringt Hubsi mehrere Monate im Jahr auf der Hütte. Einen Tag in der Woche steigt er ins Tal, um seiner anderen Leidenschaft nachzugehen: der Musik. Dann spielt er etwa in Festzelten auf. Die Mischung macht es, sagt der musizierende Bergbrenner: „Berufsmusiker, das wäre mir zu anstrengend. Wenn ich aber nur in der Einsamkeit arbeiten würde, dann könnte ich auch schwermütig werden.“  Die Kostprobe von Hubsis „Edelwurz-Enzian“ gehört für mich zu den Höhepunkten des Tages. 🙂

P.S. Daheim im Flachland werde ich ausführlichere Geschichten über Catherine, Hansjörg und Hubsi nachlegen. Darauf könnt ihr einen Schnaps trinken!

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Ein weißer Fleck weniger https://blogs.dw.com/abenteuersport/kunyang-chhish-east-gi-nanga/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kunyang-chhish-east-gi-nanga/#comments Fri, 30 Aug 2013 14:18:58 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23011

Am Gipfel des Kunyang Chhish East

Auf jeden Topf gehört ein Deckel. Ich bin euch noch die letzten Meldungen der Karakorum-Saison schuldig, die während meines Urlaubs aufgelaufen sind. Auf der Landkarte der hohen Gipfel gibt es nun einen weißen Fleck weniger. Die beiden Brüder Hansjörg und Matthias Auer aus Österreich und der Schweizer Simon Anthamatten durchstiegen erstmals die Südwand des 7400 Meter hohen Kunyang Chhish East. Dieser Nebengipfel des 7852 Meter hohen Kunyang Chhish war bis dahin noch jungfräulich. Die beiden US-Spitzenkletterer Steve House und Vince Anderson (die 2005 als Erste im Alpinstil durch die mächtige Rupalwand des Nanga Parbat geklettert waren) hatten 2006 rund 300 Meter unter dem Gipfel umkehren müssen. Die Auer-Brüder und Anthamatten bewiesen Durchhaltevermögen. Nachdem schlechtes Wetter den ersten Versuch auf 7000 und den zweiten bereits auf 5600 Metern vereitelt hatte, gelang im dritten Anlauf endlich der Durchstieg. „Unsere Zehen und Finger waren steif vor Kälte, unsere Kräfte fast am Ende“, berichtet Hansjörg Auer. „Wir hatten den End- und Höhepunkt einer langen Expedition erreicht und genossen nun den herrlichen Blick über eine Ozean aus Wolken und Nebel, aus dem nur die höchsten Gipfel des Karakorum-Gebirges herausragten.“

Festnahmen am Nanga Parbat

Wie der Nanga Parbat, etwa 120 Kilometer entfernt. Von dort vermeldeten die pakistanischen Sicherheitsbehörden einen Fahndungserfolg. „Wir haben im Zusammenhang mit der Ermordung von Einheimischen und Ausländern rund 20 Männer festgenommen“, sagte Muhammad Navid, Polizeichef des Distrikts Diamir. Angeblich sollen sie auch für  den Mordanschlag auf das Basislager an der Diamir-Flanke des Nanga Parbat verantwortlich sein. Terroristen hatten am 23. Juni als Vergeltung für einen US-Drohnenangriff elf Bergsteiger getötet. Anfang August waren in dem Gebiet drei ermittelnde Polizisten erschossen worden. Ob die nun verkündeten Festnahmen wirklich einen Durchbruch in dem Fall bedeuten, muss sich noch erweisen.

Fünfter Todesfall am Hidden Peak

Schwarz war der Sommer am Achttausender Gasherbrum I. Zuletzt stürzte auch noch der Tscheche Zdeněk Hrubý in den Tod, nachdem er mit seinem Landsmann Marek Holeček vergeblich versucht hatte, eine neue Route durch die Südwestwand zu eröffnen. Hrubý starb an seinem 57. Geburtstag. Mit acht bestiegenen Achttausendern zählte er zu den erfahrensten Höhenbergsteigern Tschechiens und war auch Präsident des tschechischen Bergsteigerverbands. Hrubý war der fünfte Bergsteiger, der in diesem Sommer sein Leben am „Hidden Peak“ verlor. Zuvor war bereits der 51 Jahre alte Pole Artur Hajzer, einer der ganz Großen des Höhenbergsteigens, am Gasherbrum I tödlich abgestürzt. Drei Spanier starben beim Abstieg vom Gipfel, nachdem sie im Sturm die Orientierung verloren hatten.

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