More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Neue Everest-Hürde?

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Die nepalesische Regierung hat ein seltenes Talent, Kopfschütteln hervorzurufen. Die Zeitung „Himalayan Times“ berichtet, dass die Everest-Permits aus dem Frühjahr 2014 nur für komplette Gruppen fünf Jahre gültig bleiben, nicht für einzelne Bergsteiger. Mit anderen Worten: Schert nur ein Expeditionsmitglied aus und besteigt vor den übrigen Bergsteigern des Teams von 2014 den Mount Everest, verfallen automatisch die Genehmigungen der anderen. Nach dem Lawinenunglück im vergangenen April mit 16 Toten und dem anschließenden vorzeitigen Ende der Frühjahrssaison am Everest hatte die Regierung angekündigt, dass die 318 abgereisten Bergsteiger ihre Permits auch noch innerhalb der nächsten fünf Jahre nutzen könnten. „Es ist doch nahezu unmöglich, noch einmal dieselben Bergsteiger für eine neue Expedition zusammenzutrommeln, weil sie verstreut über die ganze Welt leben“, kritisiert Dambar Parajuli, Präsident des nepalesischen Verbands der Expeditionsveranstalter (EOAN). „Es ist höchste Zeit, die Bergsteiger zu unterstützen anstatt mit Vorschriften neue Hürden aufzubauen.“ Und nochmals abzukassieren.

Laut Himalayan Times sind die Mitglieder eines achtköpfigen Himalayan-Experience-Teams unter Leitung des Neuseeländers Mark Wynton Woodward ihre Everest-Genehmigungen bereits los. Auf ihr Gruppenpermit lief nämlich auch Wang Jing. Die Chinesin erreichte am 23. Mai mit fünf Sherpas von der nepalesischen Südseite aus den Gipfel – nachdem sich Wang mit dem Hubschrauber nach Lager 2 hatte fliegenlassen. Da die Regierung ihr das ganz normale Everest-Zertifikat überreichte, gilt die Besteigung nach Lesart der Verantwortlichen in Kathmandu als regulär. Und damit erlischt das Gruppenpermit – nach dem Motto „Mitgehangen, mitgefangen“. Gerecht ist das nicht. Aber wer fragt schon danach?

Update 13.11.: Vielleicht wird diese Suppe doch nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht wurde. „Ich habe mich noch gestern mit Vertretern der EOAN getroffen“, schreibt mir der Neuseeländer Russell Brice, Chef des Expeditionsveranstalters Himalayan Experience. „Offenbar haben alle neuen Verantwortlichen des Ministeriums mündlich zugesagt, dass die Einzel-Permits fünf Jahres gelten. Zur Zeit liegt das Schriftstück in der Rechtsabteilung der Regierung, von dort wandert es in die Finanzabteilung und dann ins Parlament. Der Prozess dauert also noch an und es wird eine Weile dauern, bis wir definitiv wissen, wie er ausgeht.“

Datum

12. November 2014 | 18:30

Teilen