More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Maurice Herzog ist tot

Maurice Herzog (1919-2012)

Einer der Pioniere des Himalaya-Bergsteigens ist tot. Der Franzose Maurice Herzog starb im Alter von 93 Jahren. Am 3. Juni 1950 hatte er mit seinem Landsmann Louis Lachenal den 8091 Meter hohen Gipfel der Annapurna erreicht – es war die erste Besteigung eines Achttausenders. Beide verzichteten auf Flaschensauerstoff. „Ich war zutiefst gerührt. Noch nie hatte ich ein solches Glücksgefühl empfunden“, schrieb Herzog später in seinem Bestseller „Annapurna“.  Der Rückweg vom Gipfel verlief dramatisch.

Am Rande des Wahnsinns

Das Wetter schlug um, Lawinen stürzten talwärts. Herzog und Lachenal konnten sich mit erfrorenen Gliedmaßen kaum noch fortbewergen. Ihre Helfer waren hilflos, weil schneeblind – eine Seilschaft am Rande des Wahnsinn. „Dass es trotzdem gut ausging, ist ein Wunder“, hat mir einmal Reinhold Messner gesagt, als wir über die Annapurna-Expedition 1950 sprachen. „Sie waren nicht nur mit mentalen Kräften gedopt, mit Gipfelwahn, sondern auch mit Antibiotika und anderen Mitteln.“ Die Erstbesteiger überlebten, bezahlten ihren Gipfelerfolg aber mit Fingern und Zehen, die amputiert werden mussten.

Held mit Schönheitsfehlern

In Frankreich wurde Herzog als Volksheld gefeiert. In Chamonix war er Bürgermeister, unter Präsident Charles de Gaulle sogar Sportminister. Und Herzog saß auch im Internationalen Olympischen Komitee. In letzter Zeit erhielt sein Ruf einige Kratzer. Herzog wurde vorgeworfen, die Leistung seiner Mitstreiter an der Annapurna heruntergespielt zu haben. Seine Tochter Félicité bezeichnete ihn in einem Buch als Lügner und Frauenhelden, der seine Kinder vernachlässigte.

Datum

14. Dezember 2012 | 18:51

Teilen