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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Everest de luxe

Geld regiert den Berg

Einen Tata Nano gibt es nicht unter den Expeditionen zum Mount Everest, wohl aber einen Rolls Royce. So billig wie der indische Kleinwagen – der Tata Nano kostete 2009 bei seiner Markteinführung umgerechnet 1700 Euro, erwies sich aber trotzdem als Ladenhüter – ist das Abenteuer am höchsten Berg der Erde eben nicht zu haben. Nach oben aber scheint es kaum Grenzen zu geben. Bislang hielt ich eigentlich schon das Angebot eines Veranstalters aus den USA für extrem teuer, der in diesem Frühjahr für eine „Elite Expedition“ 85.000 Dollar pro Person verlangte und dafür mit Zeitersparnis und Komfort warb: „Du kletterst niemals mit mehr als einem Tagesrucksack.“ Doch dieser Preis ist – um einen früheren Deutsche-Bank-Chef zu zitieren – geradezu eine Erdnuss im Vergleich zu dem, was jetzt der britische Bergsteiger Kenton Cool verlauten ließ.

In den Schoß gefallen

In einem Interview mit dem Magazin der altehrwürdigen „Times“ gab Cool preis, dass ihn in diesem Frühjahr ein nigerianischer Milliardär für eine Summe „im mittleren sechsstelligen Bereich“ als persönlichen Everest-Bergführer engagiert habe. Nehmen wir einmal die genaue Mitte, 500.000 Pfund, macht 585.000 Euro. Cooler Lohn, Herr Cool! Und dann musste der reiche Afrikaner auch noch passen und Kenton durfte plötzlich tun und lassen, was er wollte. „Manchmal fallen dir Chancen einfach in den Schoß“, schrieb Cool auf seiner Facebook-Seite.

Drei in einem Rutsch

„Ohne einen  Kunden, um den ich mich kümmern musste, konnte ich nun einfach zum Spaß klettern, ganz egoistisch“, erzählte der Engländer später. Wegen seines Bergführer-Auftrags stand sein Name gleich auf drei Besteigungsgenehmigungen: für Everest, Lhotse und Nuptse. Wahrscheinlich hatte sich der Kunde aus Nigeria alle Optionen offen halten wollen. Cool ergriff die Gelegenheit beim Schopfe und bestieg innerhalb von sechs Tagen, gewissermaßen in einem Rutsch, alle drei Berge. Eine Premiere – bei der jedoch nicht unerwähnt bleiben darf, dass Sherpas nicht nur am Everest, sondern auch am Lhotse und Nuptse Fixseile bis nach oben gelegt hatten.

Halb so wild?

Cool stand bereits elf Mal auf dem Gipfel des Everest, so oft wie kein anderer Brite. Sein hohes Honorar findet der 39-Jährige nicht verwerflich. Mit solchen Arrangements werde der Everest nicht abgewertet, sagte Kenton der „Times“. „Der Berg hatte eine mitunter schlechte Presse, ist aber immer noch ein fantastischer Ort. Du kannst mit Bankern von UBS oder Anleihenhändlern aus New York zusammen sein. Aber wenn ihr alle das gleiche Ziel habt, den Everest zu besteigen, ist es ganz egal, wie reich du bist.“ Oder wie reich du deinen Bergführer machst.

P.S. Ich würde gerne wieder im Wettbewerb um den „Online-Star 2013“ meinen Hut in den Ring werfen. Im letzten Jahr schaffte es „Abenteuer Sport“ unter die Top Ten der Blogs und landete dort schließlich im Mittelfeld. Die genaue Platzierung darf ich nicht bekannt geben :-(, weil nur die ersten drei veröffentlicht werden sollen. Es handelt sich um eine Publikumswahl. Wenn euch mein Blog gefällt, stimmt bitte für ihn. So geht’s: Auf die Wettbewerbsseite (hier) gehen und den Button „Zur Vorwahl“ drücken. Der Rest ergibt sich eigentlich von selbst. Die Kategorie wäre „Private blogs“ (im Gegensatz zu Commercial Blogs). Da müsstet ihr dann die Blog-Adresse http://blogs.dw.com/abenteuersport eingeben. Die Vorrunde endet am 30. Juni. Bitte weitersagen! Tausend Dank!

Datum

11. Juni 2013 | 16:45

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